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In Berlin werden die Kitaplätze knapp.

© dpa

Kitaausbau: Bildungssenatorin muss um Geld für Kitas feilschen

Das Land fördert dieses Jahr 3200 neue Betreuungsplätze, denn immer mehr Kinder werden in Berlin geboren. Doch die Finanzierung für den Ausbau bis 2015 ist noch nicht sicher. Die Bildungssenatorin muss bei jeder neu zu bauenden Kita beim Finanzsenator anklopfen.

Nur für drei von vier Kleinkindern wird bis Ende 2015 ein Kitaplatz zur Verfügung stehen – dennoch rechnet Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nicht „mit Problemen“ angesichts des bereits im kommenden August bestehenden Rechtsanspruches auf Zuteilung eines Kitaplatzes für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Das Landesprogramm zum Ausbau der Kitas sei auf gutem Wege. Vor allem aber werde die wachsende Zahl von Plätzen nicht mit Einbußen bei der Qualität der Betreuung bezahlt, versprach die Senatorin.

Zurzeit gibt es Scheeres zufolge Kitaplätze für 63,2 Prozent aller Ein- bis Dreijährigen und für 93,2 Prozent der Drei- bis unter Sechsjährigen. Während die Quote bei den älteren Vorschulkindern nur noch geringfügig auf 95 Prozent gesteigert werden muss, will man sich jetzt auf den Ausbau des Betreuungsangebots für die jüngeren Kinder konzentrieren. Bis Ende 2015 sollen rund 11 000 neue Kitaplätze und damit 70 Prozent aller Kinder dieser Altersgruppe versorgt sein. Allein in den letzten zwölf Monaten seien 1800 neue Plätze für unter Dreijährige entstanden.

Das könnte teuer werden für das Land. Denn während 2012 nach Angaben von Martin Hoyer, Experte vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, noch viele neue Kitaplätze durch den Ausbau und die Erweiterung bestehender Einrichtungen entstünden, sei spätestens ab dem Jahr 2014 der Bau neuer Tagesstätten erforderlich. Und weil die Zahl der Kinder vor allem innerhalb des S-Bahn-Rings wächst, dort aber das Bauland knapp und teuer ist, sei auch hier mit Problemen zu rechnen.

Positiv ist dagegen, dass das Landesprogramm zum Kitaausbau bisher gut anschlägt: Von den 3200 Plätzen, die bis Ende kommenden Jahres neu geschaffen werden sollen, sind bereits knapp 2300 durch Förderungszusagen auf den Weg gebracht. Dafür hat der Senat rund 6,3 von 20 Millionen Euro ausgegeben, die zur Verfügung stehen. Kleine Einrichtungen erhalten vom Land bis zu 1000 Euro „Starthilfe“ für jeden neu geschaffenen Platz. Zusätzlich werden Baumaßnahmen mit bis zu 7000 Euro pro Platz finanziert, bei Erweiterungen und Neubauten gibt es sogar bis zu 15 000 Euro je Kind.

Laut Prognosen der Bildungsverwaltung fehlen sogar 19.000 Plätze bis 2015, wobei mit Geldern des Bundes die Lücke zu den 11000 vom Land finanzierten Plätzen geschlossen werden soll. Allerdings dürfte bereits die Umsetzung der zweiten „Phase“ des Kita-Ausbauprogramms schwieriger und kostspieliger werden: In den Jahren 2014 und 2015 sollen noch einmal doppelt so viele Betreuungsplätze wie bis Ende 2013 mit Landesmitteln zusätzlich geschaffen werden. Und offen ist bisher noch, ob und in welcher Höhe das Land diese 7800 neuen Kitaplätze fördern kann. Zumal die Verbesserung der Versorgungsdichte nicht mehr so schnell und so günstig gelingen kann wie bisher, heißt es bei der Bildungsverwaltung: Bereits 2013 müssen neue Einrichtungen gebaut werden – und das kommt teurer und dauert länger.

Zwar haben SPD und CDU in ihrer Koalitionsvereinbarung den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen fest verabredet. Für jede einzelne neu zu bauende Kita ist Bildungssenatorin Scheeres aber auf die Zustimmung des Finanzsenators angewiesen. Auch woher das Geld kommen soll, das 2014 und 2015 für diesen Zweck aufgebracht werden muss, steht noch nicht fest. Das wird bei den nächsten Haushaltsverhandlungen austariert.

Gute Argumente für den Ausbau gibt es gleichwohl: Steigende Geburtenraten und der ab August 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz erzeugen zusätzlichen Druck. Allein die Zahl der Ein- bis Dreijährigen stieg vom Jahr 2007 bis zum Jahr 2011 um zehn Prozent. Bis 2030 ist nach der Bevölkerungsprognose für Berlin mit deutliche steigenden Kinderzahlen zu rechnen.

Hinzu kommt, dass vor allem in Familien mit Migrationshintergrund die Zahl der Kinder hoch ist. Hier sind die Kitas gefordert, den Kindern vor der Einschulung intensiv Deutschkenntnisse zu vermitteln. Laut Senatorin Scheeres seien bereits gute Erfolge erzielt worden, wie die Einschulungsuntersuchungen gezeigt hätten. Demnach hatte im Jahr 2005 noch jedes zweite Kind große Schwächen in der deutschen Sprache, heute seien es nur noch 6,2 Prozent.

Dennoch warnen die Grünen, dass Schüler nichtdeutscher Herkunft „immer noch weit hinter Kindern ohne Migrationshintergrund zurückhängen“. Deshalb müsse die Sprach- und Leseförderung weiter gestärkt werden, „damit die Herkunft nicht mehr über den Bildungserfolg in der Schule entscheidet“. In dem im Oktober vorgestellten Bundesländervergleich zur Lesekompetenz von Grundschülern belegte Berlin den vorletzten Platz.

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