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Berlin: Klampfen für Karussells

Das Deutsch-Amerikanische Volksfest wirbt mit einem Lied fürs Fortbestehen.

Hey, tolle Idee! Das Lied, das das Deutsch-Amerikanische Volksfest retten soll, heißt „German American Volksfest Song“. Und es ist selbst geschrieben, von einer Songwriterin namens Iris Paech, und bedient sich sogar zweier Sprachen: Deutsch und Englisch.

Am gestrigen Sonntagmittag stellten Countrysänger Jesse Cole und und Veranstalter Thilo-Harry Wollenschlaeger ihren neuen Protestsong für den Fortbestand des Volksfestes offiziell vor. Auf dem Pariser Platz, vor dem Brandenburger Tor – in der Hoffnung, die vielen Touristen zum Schunkeln zu bewegen. Das klappte nicht so gut, zu sommerlich das Lied zum Sommervolksfest. Macht nichts, fanden die rund 15 Rummelaktivisten, immerhin war die Presse da und ein paar Jungs vom Harley-Stammtisch Berlin. Die hatten allerdings wegen des Schnees ihre Harleys in der Garage gelassen und waren mit der Bahn gekommen. Der Berliner Cole hat sich gegen 24 Konkurrenten durchgesetzt und das Country-Music-Casting des Volksfestes gewonnen. Im letzten Jahr wurde die Idee geboren, dass es unbedingt einer offiziellen Hymne bedarf, um die Erhaltung des Rummels zu sichern. Die natürlich nicht einfach mal jeder so singen darf – daher das aufwendige Casting. Immerhin feiern jährlich fast 500 000 Besucher mit, an drei Wochen und drei Tagen im Jahr. In dem Lied wird dem Fest eine entsprechend große kulturelle Bedeutung zugeschrieben, die Jesse Cole nun auf jedem Auftritt besingen wird. Er soll den Rettersong in die Öffentlichkeit tragen und bekannt machen. „Das Lied ist in der Countryszene von Berlin schon jetzt der Hit“, beteuert Thilo-Harry Wollenschlaeger.

Laut Veranstalter wird es langsam eng für die seit 1961 stattfindende Feierei. Nachdem das Fest im Jahr 2011 von Dahlem nach Mitte, auf den Festplatz in der Heidestraße, ziehen musste, soll nun auch dort – wie berichtet – Ende des Jahres Schluss sein. Deshalb weiß das Volksfest ab 2014 nicht, wohin. Zumindest nicht, wenn das begehrte Tempelhofer Feld tabu bleibt. Der Senat stellt sich quer – dagegen wehrt sich jetzt der Veranstalter. Gerade der Luftbrücken-Flughafen sei doch ein Symbol für die deutsch-amerikanische Freundschaft, sagt Wollenschlaeger. Wütend steht er im Schneetreiben, mit einem Westernhut auf dem Kopf. Neben ihm posiert Jesse Cole mit Gitarre und schmettert: „The German American Friendship / Grew strong as time went by /Like the German American Volksfest /Please don’t let it die, don’t let it die.“ Nele Pasch

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