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KLASSENFREQUENZ: Viele Kinder – viele Probleme

... und dann auch noch weniger Lehrer in sozialen Brennpunkten.

Kaum etwas treibt Berlins Eltern und Lehrer derart um wie zu große Schulklassen. Insbesondere bei den Lernanfängern verstehen sie keinen Spaß, zumal das Einschulungsalter herabgesetzt wurde und viele Kinder erst fünf sind. Hinzu kommt, dass es viele Schulen gibt, die es mit einer schwierigen Großstadtklientel zu tun haben: Einerseits die bildungsnahen Familien, die hoch gesteckte Erwartungen an die Lehrer haben. Auf der anderen Seite die bildungsfernen Elternhäuser mit ihren großen Problemen: Es gibt ganze Klassenverbände, in denen kaum noch ein Elternteil perfekt Deutsch spricht oder kaum noch ein Elternteil Arbeit hat. Aber das ist noch nicht alles. Die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder steigt ebenfalls. Neuköllns Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) meinte erst kürzlich, man könne „ohnmächtig werden“, angesichts der Zustände in manchen Klassenverbänden, was die Verhaltensauffälligkeiten und die Aggressivität der Kinder anbelange.

Vor diesem Hintergrund konnte der Bildungssenator eigentlich kaum etwas Umstritteneres tun als zu entscheiden, dass die Klassenfrequenzen in sozialen Brennpunkten auf 28 Schüler erhöht werden sollen. Während er die Auswirkungen dieser Sparmaßnahme noch 2008 mit einem üppigen Stellenpool ausgleichen konnte, droht im kommenden Jahr eine Verschärfung der Lage, weil besagter Stellenpool zusammengeschrumpft ist.

Zwar beteuert Schulsenator Zöllner, dass die verkleinerten Klassenfrequenzen ohnehin nur für die Lernanfänger gegolten hätten und dass die Schulen überdies zusätzliches Personal hätten, um die Klassen immer mal wieder zu teilen. Aber das reicht den Betroffenen nicht. Erst vor knapp zwei Wochen demonstrierten über 20 Brennpunktschulen gegen die hohen Klassenfrequenzen. Auch Migrantenverbände meldeten sich dort zu Wort. Elternvertreter berichteten später, dass selbst einige Imame beim Freitagsgebet ihre Zuhörer aufgefordert hätten, sich an der Demonstration zu beteiligen.

Zöllner steht damit auch hier vor dem Problem, dass er den Forderungen nur nachkommen könnte, wenn seinem Ressort wesentlich mehr Geld aus den Landesetat zufließt. Der Finanzsenator wird das kaum zulassen.

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