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Der Regierende im Tierpark: Klaus Wowereit lässt die Sau raus

Beim Tierpark-Besuch streichelt er nicht nur Tiere, sondern wirbt auch für die Modernisierung der Anlage

Der Mann im Anzug zeigte sich unerschrocken: Da schleuderte Elefantenkuh Lilak mit weit ausgestellten Ohren Dreck zur Abwehr und Markierung ihres Reviers, und Klaus Wowereit zuckte nicht einmal. Da sprangen auch schon Vari-Lemurenhalbaffen auf die Schultern des Regierenden Bürgermeisters. „Die Tiere haben rotes und schwarz-weißes Fell, bei der Couleur sind wir ganz neutral“, sagte Tierpark-Chef Bernhard Blaszkiewitz.

Zwei Stunden nahm sich Wowereit Zeit für seinen Tierpark-Rundgang in politischem Auftrag. „Es gibt ein ganz klares Bekenntnis zu Zoo und Tierpark, die Stadt braucht beide Einrichtungen“, sagte der SPD-Politiker. Der Tierpark müsse sich aber deutlicher durch ein eigenes Konzept absetzen, „und dafür hat er gute Voraussetzungen“. Anders als der Zoo verfüge der Tierpark traditionell nicht über millionenschwere Einkommensquellen durch Erbschaften, und er habe gerade auch keinen Star wie der Zoo einst Knut. Deshalb appelliere er an Sponsoren und Engagierte, sich stark zu machen. Auf den 70 Millionen Euro schweren, langfristigen Masterplan mit innovativen Modernisierungen angesprochen sagte Wowereit, „es ist ja nicht so, dass wir das Geld unverzüglich in den Haushaltsplan einstellen“. Es werde aber zumindest der neue Betriebskosten-Zuwendungsvertrag zwischen Senat und Zoo AG ausgehandelt, das Land werde weiter Verantwortung übernehmen.

Zuletzt stellte die Finanzverwaltung rund 5,7 Millionen für den Tierpark und eine Millionen für den Zoo bereit – die Hälfte des Nachwende-Betrages. Zudem müsse ein Mix etwa aus Lotto-, Bundes-, und EU-Geldern helfen, sagte Wowereit. Es sollten künftig mehr Touristen durch ein eigenes „Branding“ nach Friedrichsfelde gelockt werden. Nur wie? „Wer ,Zoo’ googelt, landet auf Zoo-Seiten“ – der englische Begriff für Tierpark ist lang und umständlich. „Be Tierpark“, so könnte man werben, schlug Blaszkiewitz vor.

Wowereit sieht zwischen den Gehegen für Erdwölfe und Ringelschwanzkängurus aber einen „Investitionsstau“. Auch die bereits finanziell abgesicherte Sanierung des Raubtierhauses sollte mit einer inhaltlichen Modernisierung einhergehen. Blaszkiewitz und der kaufmännische Zoo-Vorstand Gabriele Thöne schilderten geplante Neuerungen: Für knapp 200 000 Euro wird die Eisbärenanlage modernisiert, erhält Sichtscheibe und Zugangstunnel für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Den Raubkatzen – viele Arten in Freiheit ausgestorben – will Blaszkiewitz höhere Gehege bauen, „damit sie wie in der Natur ihre Beute in die Wipfel tragen können.“ Er betonte, der Tierpark habe steigende Besucherzahlen und die Zoo AG komme trotz Knut-Rückzahlungen ans Land „immer auf null “.

Der Termin habe ja nichts, rein gar nichts mit Wahlkampf zu tun, sei ihm gesagt worden, meinte Blaszkiewitz ironisch. Und während der Regierende dann von den drängelnden Reportern ständig zum Wahlkampf befragt wurde, kommentierte der Tierpark-Chef: „Journalisten im Rudel sind wie die Tiere.“

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