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Berlin: Klausuren auf anderthalb Millionen Seiten

Lehrer ziehen Zwischenbilanz der Vergleichsarbeiten in den zehnten Klassen

Lob für die Klausurfragen, Tadel für den immensen Aufwand: Berlins Oberschulen zogen gestern eine erste Zwischenbilanz zu den Vergleichsarbeiten der Zehntklässler. Demnach entsprach der Schwierigkeitsgrad der Mathematik- und Deutschklausuren dem Leistungsvermögen der Schüler. Verärgerung gibt es allerdings, weil die Lehrer für die rund 32 000 Schüler rund 1,5 Millionen Aufgabenblätter kopieren und rund fünf Millionen Daten eingeben müssen.

Pro Schule waren – je nach Schülerzahl – etwa 5000 Kopien anzufertigen: Sieben Seiten für Mathematik, 17 für Deutsch und rund 20 für die geprüfte Fremdsprache. Das Geld dafür müssen die Schulen aus ihrem knappen Budget erübrigen. „Dies bedeutet, dass wir weniger Bücher anschaffen können“, bemängelt Lothar Sack von der Britzer Fritz-Karsen-Gesamtschule. Negativ sei auch, dass während der mündlichen Prüfungen zwei Tage lang alle Englischlehrer absorbiert seien. Dies werde zu Unterrichtsausfall führen, sagt Sack. Die Englischklausuren werden erst am heutigen Donnerstag geschrieben.

Kritik kommt auch vom Canisius-Kolleg. Eine Lehrerin berichtet, dass allein für die Matheklausur pro Schüler 71 Daten in den Computer eingegeben werden müssten: Neben den Ergebnissen der 59 Aufgaben auch Geburtsdaten, Geschlecht, Herkunftssprache und Halbjahresnote. Wozu das gut sein solle, fragt sie sich.

Die Bildungsverwaltung begründet den Aufwand damit, dass sie möglichst viel über den Wissensstand der Schüler erfahren wolle. Das sei auch für die Schulen gut: Sie bekommen im August ihre Ergebnisse und können sie mit den landesweiten Mittelwerten vergleichen, die für jede Schulform veröffentlicht werden. Auch Leistungsunterschieden zwischen Parallelklassen komme man so auf die Spur, erläutert Jens Stiller, der Sprecher von Bildungssenator Klaus Böger (SPD).

Noch aus einem weiteren Grund sind die diesjährigen Vergleichsarbeiten wichtig: Sie bilden die Generalprobe für den Mittleren Schulabschluss, der 2006 erstmals vergeben wird. Durch die große Datenmenge lässt sich ermitteln, welche Aufgabentypen geeignet sind.

In dieser Hinsicht hat die Generalprobe offenbar geklappt: „Die Aufgaben waren angemessen“, resümierte gestern ein Mathematiklehrer vom Tegeler Humboldt- Gymnasium. Dem schlossen sich Hauptschulleiter ebenso an wie die Leiterin der Friedrichsfelder George-Orwell-Realschule. Ihre Sorge galt aber dem Arbeitsaufwand der Kollegen: Es sei für Deutsch- und Englischlehrer unmöglich, die Klausuren so schnell wie gewünscht zu korrigieren. Diese Sorge ist in der Verwaltung auf offene Ohren gestoßen: „Die Abgabefristen sind bis zum 10. Juni verlängert“, teilte Stiller mit. Außerdem werde „nach Lösungen gesucht“, um den Aufwand bei den Kopien und der Dateneingabe zu verringern.

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