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Berlin: Kleine Schiffe, große Geste

Modellbauer Eulenpesch verkauft 17 seiner originalgetreuen Unikate zugunsten behinderter Kinder

Es ist alles dran, an der Hansekogge namens „Meerschwein“. Hauptmast, Fockmast, Segel und Anker sowieso, und auch die Innenausstattung: Von Kochstelle und Ofen mit Kupferunterlage fürs Feuerholz über Weinfässer bis zur Schöpfkelle. Und das alles verkleinert im Maßstab 1:20. Statt den 32,60 Meter, die die echte „Meerschwein“ maß, ist das Modell nur 1,52 Meter lang.

Peter Eulenpesch hat das Modell gebaut, das und gut 40 weitere. 30 Jahre lang hat der Spandauer daran gearbeitet, stundenlang in seinem Bastelkeller gesägt, geklebt, gemalt. Jetzt hat er sein Lebenswerk in den Dienst einer guten Sache gestellt. 17 der Unikate im Gesamtwert von rund 48 000 Euro hat der ehemalige Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe dem Evangelischen Johannesstift übergeben. Sie werden zugunsten behinderter Kinder verkauft.

1965 ist Eulenpesch von Düsseldorf nach Berlin gezogen. Die Liebe zur Seefahrt entdeckte der heute 60-Jährige kurioserweise, als er für seinen Sohn ein Flugzeugmodell bauen wollte. Seitdem nutzt er jede freie Minute, um an seinen naturgetreuen Modellen historischer Segelschiffe zu tüfteln. Dabei legt Eulenpesch großen Wert auf kleine Details, sei es die Aufhängung der Kanonen oder die Kaffeetasse des Kapitäns. Viele seiner Kunstwerke stehen heute in Museen. Bereits zum zweiten Mal beschloss Eulenpesch jetzt, einen Teil seiner Werke zu spenden. Nachdem er vor Jahren ein Hilfsprojekt in Kambodscha unterstützt hatte, soll der Erlös diesmal behinderten Kindern in Berlin zugute kommen.

Auf das Johannesstift ist Eulenpesch gekommen, weil ein Enkel dort die Schule besucht. Das Geld ist für die August-Hermann-Francke-Schule bestimmt, in der schwerstbehinderte Kinder betreut werden. Vom Erlös sollen für die Therapie und Lebensqualität der Kinder dringend benötigte Hilfsgeräte angeschafft werden. Dazu gehören spezielle Fahrräder und ein Klangbett, das die Kinder mit seinen Tönen aktiviert und so den Hörsinn fördert. Bisher fehlte der Schule das Geld zum Kauf der teuren Hilfsmittel.

Die 17 Modelle, in denen mehr als 35 000 Arbeitsstunden stecken, werden auf einer Verkaufsausstellung vom 20. bis 30. April in den Spandau Arcaden gezeigt. Die einzelnen Schiffe können aber schon jetzt im Internet begutachtet werden (www.johannesstift-berlin.de). Die Verhandlungsbasis reicht von 1200 Euro für ein spanisches Fischerboot über 3800 Euro für einen Längsschnitt der Bounty bis zu 4200 Euro und die französische Richelieu und die Hansekogge „Meerschwein“.

Die Verkaufsausstellung mit den Modellen von Eulenpesch ist vom 20. bis 30. April in den Spandau Arcaden, Klosterstraße 3

Rainer W. During

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