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KLEINE PLATTENKUNDE: Erfunden wurde sie in New York

SPLANEMANN-SIEDLUNG Plattenbauten sind ein Kind der klassischen Moderne und der sozialen Erneuerung nach dem Ersten Weltkrieg. Mit dem Einzug einer schlichten, klaren Formensprache in die Architektur ging die Industrialisierung des Bauens einher.

SPLANEMANN-SIEDLUNG

Plattenbauten sind ein Kind der klassischen Moderne und der sozialen Erneuerung nach dem Ersten Weltkrieg. Mit dem Einzug einer schlichten, klaren Formensprache in die Architektur ging die Industrialisierung des Bauens einher. Vorgefertige Großtafeln aus Stahlbeton lösten das Aufmauern per Hand ab. Erfunden wurde diese Technik in einer Metropole der Moderne: New York. Das erste Berliner Tafelbauprojekt entstand 1926 in Lichtenberg, Ortsteil Friedrichsfelde. Nach Entwürfen des Stadtbaurats Martin Wagner wurde die „Kriegerheimstättensiedlung“ (Splanemann-Siedlung) aus vorgefertigten Wandtafeln montiert. Die Häuser waren aber vergleichsweise niedrig.

WOHNUNGSBAUSERIE 70

Die Plattenbauweise schien wie geschaffen zur Umsetzung der „modernen sozialistischen Stadt“ in einer zentral gesteuerten Planwirtschaft. Ein erster Versuchsbau entstand 1953 in Berlin-Johannisthal. In Hoyerswerda wurde dann ab 1957 großflächig das industrielle Bauen ausprobiert. Mit dem Wohnungsbauprogramm von 1972 erhielt die Platte endgültig die höheren Weihen der Staats- und Parteiführung. Neue Stadtteile mit bis zu 100 000 Einwohnern entstanden. Die Wohnungsbauserie (WBS) 70 stellte die Ultima ratio der DDR-Plattenbauentwicklung dar. Seit 2001 wurden in Ostdeutschland rund 300 000 leer stehende Plattenbauwohnungen abgerissen.

GROSSTAFELBAUWEISE

Die Platte-West ist bis heute nicht mit einem ähnlichen Ressentiment behaftet wie die Platte-Ost. Offiziell sprach man von „Großtafelbauweise“. Walter Gropius und le Corbusier wandten sich dieser Technik zu, allerdings entwickelte sich nicht ein einheitlicher Standard wie in der DDR. Dennoch: Das Hansaviertel ist eine Plattenbausiedlung, genau wie Gropiusstadt und das Märkische Viertel.Solche Großsiedlungen konnten das Wohnungsproblem lösen, aber nicht die in den Altbaukiezen gewachsene Mischung von Gewerbe in den Hinterhöfen, Geschäften an der Straßenfront und unterschiedlichen Wohnstandards innerhalb eines Häuserblocks ersetzen. Es entstanden Schlafstädte. loy

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