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Probesitzen. Natürlich mit viel mehr Kleidung als bei echten Saunagängen.

© Privat

Kneipp-Krippe in Stahnsdorf: Mit einem Jahr geht's in die Sauna

Kalte Armbäder, Saunagänge, barfuß nach draußen: Eine Stahnsdorfer Kita hat ein besonderes Konzept und senkt laut der Leiterin damit die Erkältungsfälle um 70 Prozent.

Junge Finnen tun es mit fünf Monaten, Stahnsdorfer Kinder mit einem Jahr: Schon die Kleinsten schwitzen für ihre Gesundheit. Zumindest in der einzigen Kneipp-Krippe der Region. Seit wenigen Wochen wird regelmäßig die neue Sauna im „Waldhäuschen“ genutzt. Sauniert wird bei 60 Grad einmal in der Woche. Und zum Abkühlen geht es nach einer kühlen Dusche raus in den Garten.

Abhärten im zarten Kindesalter – für die Krippenleiterin Cornelia Heck eine Selbstverständlichkeit: „Die Sauna gehört zum Kneipp-Konzept dazu.“ Seit vier Jahren werden in ihrer Krippe Behandlungsverfahren, die einst der Pfarrer Sebastian Kneipp erfunden hatte, angewendet. Das Resultat: Der Krankenstand sei deutlich zurückgegangen. „Wir haben über 70 Prozent weniger Erkältungskrankheiten als früher“, sagt Heck.

Ein warmer Waschlappen um den Bauchnabel

Zwar würden die Kleinen noch Infekte bekommen, die seien aber längst nicht mehr so heftig wie zuvor. Gespielt wird an der frischen Luft, nur bei Glatteis geht es in die warme Stube. Werden die Kinder morgens gebracht, ziehen sie ihre Schuhe aus und laufen über den Barfußpfad – bis weit in den Herbst hinein gehört das zum morgendlichen Ritual. Wer ganz mutig ist, kann im Frühling und Herbst auch Tautreten, also barfuß übers feuchte Gras laufen. „Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Kinder ausreichend warm sind.“

Zum Kneipp-Konzept gehört auch gesunde Ernährung, vor allem mit Kräutern. In der Krippe wird täglich frisch gekocht, nach dem Essen streicht eine Erzieherin mit einem Waschlappen mit warmem Wasser um den Bauchnabel der Kinder herum. Das soll entspannen und die Verdauung fördern. Am Nachmittag folgt das kalte Armbad. Die Ungeübten tauchen ihre Unterarme für zehn Sekunden in 21 Grad kühles Wasser, Trainierte halten es in derselben Zeit bei 18 Grad aus. „Der Kreislauf kommt so nach dem Mittagsschlaf in Schwung.“ Kein Murren, kein Protest – die Kinder machen mit. Ab und an aber wird das Gesicht verzogen, wenn es ins kalte Wasser geht.

Eltern sind neidisch auf ihre Kinder

Die Sauna gehört erst seit wenigen Wochen zum Angebot der Kita. Zweimal zehn Minuten halten es die Kinder darin aus. Um die kneippschen Behandlungsmethoden kindgerecht umzusetzen, hat sich das Krippenpersonal umfassend ausbilden lassen. Bereits vor zwei Jahren hat die Einrichtung das Zertifikat als „Kneipp-Kita“ bekommen – als einzige im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Den Eltern scheint’s zu gefallen: Die Krippe mit ihren 46 Plätzen ist immer voll belegt. Und Kitaleiterin Heck berichtet, dass viele Eltern auf die Nachricht, dass ihr Kind ab jetzt regelmäßig saunieren darf, fast ein bisschen neidisch reagierten.

Eva Schmid

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