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© dpa

Streit beendet: Zoo stottert Knut ab

Der Streit ist beigelegt, Knut bleibt in Berlin und der Tierpark Neumünster freut sich über 430.000 Euro. Doch der Berliner Zoo-Chef Blaszkiewitz murrt trotzdem - und die Zoo-Besucher auch.

Eigentlich ein Tag der Freude für Knut-Fans, doch am Gehege des Eisbären herrschte schlechte Laune. „Wir wollten feiern, dass Knut Berliner bleibt, aber er ist gar nicht auf der Anlage – schlecht getimt“, sagt Sylvia Brenke, mit Kolleginnen vom Standesamt Charlottenburg-Wilmerdorf auf Betriebsausflug im Zoo. Doch der Zoostar saß gestern lange in seinem Innenkäfig, weil sein Wassergraben algen- und schlammfrei geschrubbt wurde.

Und dies an einem Tag, an dem auch die vielen Kamerateams gern Bilder von Peter Drüwa, Vertreter der Ex-Knut-Besitzer vom Tierpark Neumünster, und dem Tier der Begierde gemacht hätten. Denn nun ist Knut endgültig Berliner. Anlässlich der Vergleichsverhandlungen einigten sich Zoo Berlin und Tierpark Neumünster auf 430 000 Euro Ablösesumme. Gabriele Thöne, fürs Kaufmännische zuständige Zoo-Vorstandsfrau, sagte, 350 000 Euro würden demnächst überwiesen, je 40 000 zahle man 2010 und 2011. In Finanznöte gerate der Zoo nicht. Die engagierte Aufzucht vom Team um den Pfleger Thomas Dörflein, das Interesse der Zoogäste und das der Medien habe in Wechselwirkung Knut zur Symbolfigur für den Zoo und auch für den Klimawandel gemacht, sagte Thöne. Der Besucherzustrom sei kontinuierlich gestiegen und liege immer noch bei bis zu 30 Prozent über dem Schnitt. Somit könne der Zoo auch seine Aufgabe als wissenschaftliche Einrichtung für noch mehr Menschen erfüllen. Dass Thöne die Verhandlungen geführt habe, sei hilfreich gewesen, hieß es am Rande. Blaszkiewitz hatte leider Vermittlungsangebote im Vorfeld abgelehnt, bedauerten Vertreter der Allianz Prozessfinanz GmbH, die die Klage für Neumünster finanzierte. Dort wollte man anfangs sogar 1,5 Millionen Euro.

Begeisterung über den Knutbesitz war Zoo-Vorstand Bernhard Blaszkiewitz auch gestern nicht recht anzumerken. Er sah sich zunächst einem Fotografenpulk ausgesetzt, der bei jeder Geste mit der verbundenen Hand nach dem Affenbiss Blitzlichtgewitter abfeuerte. „Falls ihr ihn noch nicht fotografiert habt, da ist der Stumpf – Sie haben ’ne Macke“ – Blaszkiewitz hielt seine Affenbiss-Hand der boulevardesken Sensationsgier entgegen.

Leicht habe er es ja nicht, raunten viele im Publikum. Doch der viel diskutierte Zoochef sammelte auch gestern bei einigen nicht gerade Sympathiepunkte. Knut bliebe auch wegen des Drucks der Öffentlichkeit, man wurde dazu gedrängt, ihn zu behalten. Die Medien hätten den Regierenden Bürgermeister und Politiker durch Pro-Knut-in-Berlin-Zitate „ins Boot geholt, schon haben wir eine Brühe, die in eine Richtung drängt“. Die Presse würde sowieso „vieles falsch schreiben“. Ob Knut im Zoo bleibt oder in den Tierpark kommt, werde „zu gegebener Zeit“ mitgeteilt. Kopfschütteln bei vielen.

Die Delegation aus Neumünster organisierte ihren Zoorundgang mit Besuch bei Knut im Innengehege nach der Pressekonferenz spontan selbst. Das handaufgezogene Tier werde hervorragend betreut, habe eine enge und gute Bindung zu seinen Pflegern, die ihn gern bei sich behalten würden, sagte Drüwa danach. Wenigstens die Frauen von der Initiative „Knut forever in Berlin“ waren glücklich.

Annette Kögel

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