zum Hauptinhalt

Koalitionsverhandlungen in Berlin: Metropolen-Bibliothek soll 2016 fertig sein

Sinnlos und zu teuer – von einem Neubau der Zentral- und Landesbibliothek hielt die CDU bis zur Wahl nichts. Jetzt ist sie einverstanden mit dem Projekt am Flugfeld Tempelhof.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

In ihrem Wahlprogramm hatte die CDU den Neubau einer Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof noch als „sinnlos und nicht finanzierbar“ bezeichnet. Stattdessen sollten die bestehenden Standorte – Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) in Kreuzberg und Stadtbibliothek in Mitte – baulich erneuert werden. Beide Standorte lägen zentral und seien verkehrlich gut angebunden. In den Koalitionsverhandlungen mit der SPD änderte die Union jetzt ihre Meinung. Beide Parteien gehen davon aus, dass ein Neubau den öffentlichen Haushalt weniger belastet als die Sanierung der alten, auf mehrere Orte verstreuten Bibliotheken.

Zwar sprach der CDU-Landeschef Frank Henkel nach dem Beschluss der großen Verhandlungsgruppe mit sanftem Lächeln vom „Lieblingsprojekt des Regierenden Bürgermeisters“. Aber er machte nicht den Eindruck, als habe die Union eine Kröte schlucken müssen. Unverzüglich sollen die Bau- und Planungskosten, insgesamt 250 Millionen Euro, gründlich überprüft und nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden. Das 63 000 Quadratmeter große Gebäude mit sieben Etagen und drei Kellergeschossen soll bis 2016 fertig werden. „Wenn die Planungsmittel frei sind, können wir sofort loslegen“, hatte die ZLB-Generaldirektorin Claudia Lux schon vor der Wahl gesagt. In Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen entstanden erste Bauentwürfe (siehe Bild). Aber natürlich wird es einen offiziellen Architekturwettbewerb für die Landesbibliothek geben.

Am Rand des Tempelhofer Feldes, ganz in der Nähe des S- und U-Bahnhofs, soll eine „Metropolen-Bibliothek“ entstehen. Für alle Altersklassen und Bildungsschichten, mit einem breiten Angebot traditioneller und neuer Medien, ein Ort der Kommunikation, des Lernens und der Begegnung. Vorbilder sind beispielsweise die Zentralbibliotheken in Amsterdam, Singapur, Seattle und Birmingham.

Im Vergleich zur AGB und zur Stadtbibliothek, die baulich marode und überlastet sind, wird sich die Nutzfläche verdoppeln und die Zugänglichkeit der Medien verbessern. Die Publikumsflächen werden von 7500 auf 40 000 Quadratmeter ausgebaut. Im Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz soll die neue Landesbibliothek eine Dependance erhalten. Dort werden nach 2019 die Kinder- und Jugendbibliothek und die Abteilungen Musik, Film und Kunst untergebracht.

Der Zusatznutzen: Das weithin brach liegende Tempelhofer Feld bekommt einen öffentlichen Ankermieter, der weitere Ansiedlungen nach sich ziehen soll. Andere Standorte wurden bereits vom rot-roten Senat überprüft, aber als finanziell und räumlich wenig attraktiv zu den Akten gelegt. Im zehnten Anlauf seit 1989 könnte es also klappen, dass die Berliner Landesbibliothek ein neues Domizil erhält. Nach der Eröffnung soll die alte AGB dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg für Kultur- und Bildungszwecke überlassen und das Haus in der Breitestraße möglicherweise an private Interessenten verkauft werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false