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Berlin: Königliches Raumgefühl

Neuer Flügel im Schloss Charlottenburg wurde zur hochmodernen Ausstellungsfläche umgebaut

Unter der Wohnung des Alten Fritz tut sich was: Wenn am 19. Oktober die Ausstellung „Die Kaiser und die Macht der Medien“ im Schloss Charlottenburg beginnt, hat das Erdgeschoss des „Neuen Flügels“, in dem einst Hofdamen und Kavaliere flanierten, eine Premiere. Seine sieben Räume, von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für rund 1,6 Millionen Euro nahezu fertig umgebaut, gehören dann zu den modernsten und sichersten Ausstellungsräumen Berlins.

Friedrich II. steht als Bauherr auf dem modernen Bauschild am Eingang, was vielleicht ein wenig irritiert. Aber er hat den Gebäudeteil, der sich von der Architektur des Hauptgebäudes unterscheidet, nun mal 1740 vom Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichten lassen. Auf dem Bauschild stehen natürlich auch die Namen des Architekten Winfried Brenne und einer Klimatechnikfirma, die den Neuen Flügel in 15-monatiger Planungs- und Bauzeit jetzt wirklich zu einem neuen Flügel umgestalteten.

Im Obergeschoss blieb dabei aus Denkmalschutzgründen alles beim Alten. Aber unter der Pracht der Goldenen Galerie und der einstigen Wohnung Friedrichs ist auf 570 Quadratmetern modernste Technik installiert worden. Bauleiter Ayhan Ayrilmaz sprach gestern von denkmalgerechter Sanierung, die höchsten weltweiten Anforderungen genüge – auch denen der Versicherer an Raumklima, Brandschutz und Sicherheit. Damit könnten wertvollste Ausstellungen gezeigt werden. Die hohen Fenster sind innen mit zusätzlichen Scheiben versehen und einzeln klimatisiert, die Räume für Temperaturen von 15 bis 22 Grad ausgelegt.

Die alten, hohen Schiebefenster lassen sich nicht mehr per Hand öffnen. Luft wird über Schlitze ausgetauscht, und wenn’s qualmt, öffnen sich die Fenster automatisch. Klimafühler messen Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Wo heute in der Decke noch Löcher gähnen, werden dezent Kameras installiert, die wie ein Chamäleon in alle Richtungen gucken. An der Decke hängen Schienensysteme fürs Licht, im Parkettfußboden, der zum großen Teil erhalten blieb, wurden Kabelschächte versteckt. Die Möglichkeiten für Wechselausstellungen scheinen unbegrenzt. „Ein Spielfeld für Ausstellungsarchitekten“, sagte der Bauleiter.

Friedrichs Flügel war mit anderen Teilen des Schlosses im Krieg bis auf die Grundmauern zerstört und zwischen 1956 und 1960 originalgetreu aufgebaut worden. Die Räume im Erdgeschoss erhielten aber einen anderen Grundriss, um sie für Ausstellungen zu nutzen. Von 1963 bis 1984 stellte das Kunstgewerbemuseum aus, dann zeigte sich bis 2001 die Galerie der Romantik mit Gemälden aus der Nationalgalerie. Seitdem lagen die Räume brach.

Christian van Lessen

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