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Berlin: Königskind und ganz junger Adel

Bei den „Shakespearekids“ spielen schon Neunjährige Macbeth Morgen Nachmittag treten sie im Zelt am Ostbahnhof auf

Macbeth ist ein Mädchen. Und ziemlich klein, viel kleiner als Lady Macbeth. Die kann ihren Gatten ohne Mühe um die Taille fassen und hochheben. So wie jetzt. Mitten im Festsaal in den Sophiensälen. Die Zuschauerreihen sind noch leer. Aber gleich wird es hier um Morde, Machtgier und Wahnsinn gehen – in der Shakespeare-Tragödie Macbeth, gespielt von den neun- bis 13-jährigen Shakespearekids, der Nachwuchs-Truppe der Berliner Shakespeare-Company.

Macbeth heißt eigentlich Indira, von allen Indi genannt. Schmales Gesicht, ernste Mine, so als wüsste sie schon mehr übers Leben als andere Zehnjährige. Manchmal grinst sie plötzlich schelmisch. Sie spielt nicht oft mit Puppen, lieber Klavier oder Fußball. Das hat sie mit Lolo gemeinsam, die ist im Stück Macbeth’ Gefährte Banquo. Und am liebsten spielen beide Theater, schon mit sechs haben sie damit angefangen.

Nur Macbeth sieht das Blut. Immer verzweifelter reibt Indi an ihren Händen, um es abzuwischen. Vergebens. Eine Spur von Wahnsinn liegt über ihrem Gesicht. Gerade hat Macbeth den König getötet. Wie spielt man einen, der mordet und daran verrückt wird? „Man muss nachdenken, wie er sich fühlen würde. Das ist viel wichtiger als der Text“, hat Indi vor Beginn der Aufführung erklärt. Und dass sie ziemlich aufgeregt ist vor ihrem Gastspiel in den Sophiensälen. Im Zelt der Shakespeare-Company am Ostbahnhof sei das nicht mehr so schlimm. Dort treten Indi, Lolo und die anderen sechs sonst auf. Im Wechsel mit ihrer Doppelbesetzung, dem anderen Teil der Kindertruppe. Zwölf Shakespearekids gibt es insgesamt.

„Mit Macbeth sind wir viel professioneller geworden“, sagt Alexandra Surer, Leiterin der Truppe. „Es ist zum ersten Mal das, worauf ich hinaus will: ein richtiger Shakespeare. Erwachsene würde ich nicht anders inszenieren.“ Vor viereinhalb Jahren begann die Geschichte der Shakespearekinder. Indi sah Alexandra Surer und die Shakespeare-Company auf der Bühne, wollte immer wieder zu den Aufführungen. Dann besuchte sie die Schauspielerin hinter der Bühne und es dauerte nicht lange, bis Indi, ihre Mutter und Alexandra Surer auf die Idee kamen, die Kindertruppe zu gründen.

„Am Anfang konnten wir alle noch nicht richtig lesen“, erzählt Lolo. Also wurde improvisiert. Und auch heute wird nicht stumpf auswendig gelernt. „Wir erarbeiten den Text aus der Situation heraus“, erklärt Alexandra Surer. So wechseln sich Originalpassagen mit der Alltagssprache der Kinder ab. „Soll ich jetzt auf hip und cool machen?“, fragt Lady Macbeth ihren Gatten, nachdem er sich selbst zum König gemacht hat.

Lady Macbeth, die 13-jährige Leonie, ist auch im wirklichen Leben ziemlich cool. Sie ist nämlich die Shakespeare-Expertin der Truppe und war sogar schon dort, wo der Dichter gelebt hat: In Stratford–upon-Avon. Und eins weiß sie genau: „Ich werde Schauspielerin, wenn ich groß bin.“ Sie sieht dabei so selbstbewusst aus, dass man daran nicht zweifelt. Alexandra Surer schmunzelt: „Das gehört zur Schauspielerei dazu: Das Ego wird immer größer.“

Die Shakespearekids spielen „Macbeth und die Hexen“ am Sonntag um 15 Uhr im Shakezelt am Ostbahnhof, Straße der Pariser Kommune 1-2 / Ecke Mühlenstraße, Karten ab 2 Euro(kein Vorverkauf)

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