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Berlin: „Können Vögel den Absturz verursacht haben?“

Der Absturz der LuxairMaschine soll möglicherweise auf eine Kollision mit Vögeln im Landeanflug zurückzuführen sein. Jochen Hild ist Ehrenvorsitzender des „Deutschen Ausschusses zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr“.

Der Absturz der LuxairMaschine soll möglicherweise auf eine Kollision mit Vögeln im Landeanflug zurückzuführen sein. Jochen Hild ist Ehrenvorsitzender des „Deutschen Ausschusses zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr“. Der Verein ist in zuständig für biologische Fragen der Flugsicherheit – wir sprachen mit dem Experten.

Es gibt Hinweise darauf, dass der Flugzeugabsturz in Luxemburg möglicherweise durch so genannten Vogelschlag verursacht wurde. Für wie wahrscheinlich halten Sie diese Möglichkeit?

Am Mittwoch war ein starker Kranichzug zu beobachten, aber in einer Höhe von etwa 300 bis 450 Metern. Am Absturzort müsste die Maschine bereits niedriger gewesen sein. Mir ist auch kein Fall bekannt, in dem ein Turbopropflugzeug abgestürzt ist, weil ein Vogel ins Triebwerk geraten war. Bei Düsenmaschinen kommt es schon einmal vor, dass ein Triebwerk ausfällt, aber dann kann die Maschine immer noch mit einem Triebwerk landen. Bei einer Turbopropmaschine wird in seltenen Fällen einmal ein Propeller verbogen, der Vogel würde zerhackt, bevor er weiteren Schaden anrichten könnte. Ich halte es für unwahrscheinlich, aber man soll nie nie sagen.

Von welcher Größe an werden Vögel zu einer tatsächlichen Bedrohung für den Flugverkehr und wie häufig sind derartige Zwischenfälle in der Luft?

Etwa ab der Größe eines Stares. Ein Vogel allein bringt noch kein Flugzeug zum Absturz, aber wenn eine Maschine in einen Schwarm von 5000 bis 8000 Vögeln gerät, kann das unangenehm werden. Das gibt meistens eine Menge Beulen und blutverschmierte Cockpitscheiben. Weltweit gibt es jährlich 30 000 bis 40 000 solcher Vogelschläge.

In welchen Regionen gibt es besondere Probleme – und wie gefährdet sind die Berliner Flughäfen?

Problematisch sind immer die Flughäfen, die in einem vogelreichen Gebiet liegen, zum Beispiel jene, die an der Nord- und der Ostseeküste liegen. Wegen der innerstädtischen Lage bleiben Tegel und Tempelhof jedoch eher verschont, dort gibt es erstaunlich wenig Zwischenfälle. Auch Schönefeld hat relativ wenig Vorkommnisse, da vogelreiche Gebiete wie Müggelsee und Rangsdorfer See in ausreichender Entfernung liegen.

Wie kann man die Gefährdung des Flugverkehrs minimieren?

Es gibt eine tägliche ,Vogelschlagrisikovorhersage’. An vielen Flughäfen, auch in Berlin, nehmen Mitarbeiter regelmäßige Kontrollen vor und vertreiben Vögel mit Böllerschüssen. So genannte Standvögel gewöhnen sich aber daran. Wir legen deshalb mehr Wert auf ökologische Maßnahmen wie die Förderung von Magerrasen, und von Heidebiotopen, die ausgesprochen vogelarm sind.

Wie sind Flugzeuge gegen Vögel gesichert?

Moderne Triebwerke sind relativ sicher. Früher hat man tiefgefrorene Hühner mit einer Art Kanone auf Cockpitscheiben und andere Flugzeugteile geschossen. Die Amerikaner machen das heute mit Gummiattrappen, man kann es auch im Computer simulieren. Die Flugzeuge müssen so sicher sein, dass ihnen ein zwei Kilogramm schwerer Vogel nichts anhaben kann.

Das Gespräch führte Rainer W. During.

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