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Berlin: Kofferweise Klamotten

2000 Teenies wollen bei Primark in Steglitz einkaufen.

Noch sind die elektrischen Jalousien vor der riesigen Ladenfläche heruntergelassen, sind die Jeans sorgfältig übereinandergestapelt. In wenigen Minuten wird das anders sein, wenn die rund 2000 wartenden Teenager hereingelassen werden. Am Dienstag eröffnete auf über 5000 Quadratmetern Berlins erste Primark-Filiale im Schloss-Straßencenter in Steglitz. 540 Mitarbeiter wurden dafür eingestellt. Die irische Textilhandelskette hat damit acht Läden in Deutschland. Das Erfolgsgeheimnis der Iren ist: preiswerte modische Ware für Damen, Herren und Kinder – deutlich billiger als beim Konkurrenten H&M.

Die Eröffnung sei „wie ein Popkonzert“, sagt Wolfgang Krogmann, Primark-Manager für Nordeuropa. Wegen der Sommerferien sind vor allem Schüler gekommen. Der irische Botschafter Daniel Mulhall durchschneidet um 11 Uhr das in der Primark-Farbe gefärbte türkis-blaue Band. Einige Teenies kreischen, während sie auf die Verkaufsfläche rennen. Sie reißen den Angestellten die Primark-Netze aus den Händen, mit denen sich ein Kleiderberg leicht transportieren lässt. Die Verheißung von Primark ist: Mit wenig Geld kann man hier als neuer Mensch herausgehen.

Der 19-jährige Baris aus Kreuzberg ist schon seit 7.30 Uhr hier. 200 Euro hat er von seinen Eltern bekommen, dafür möchte er sich „den kompletten Kleiderschrank“ neu ausstatten. Die Masse soll die Preise ausgleichen: Sechs Mal pro Woche soll in der Filiale eine Anlieferung von 600 Kartons mit jeweils rund 40 Teilen kommen. Werbung gibt es außer zur Eröffnung keine, das soll die Mundpropaganda erledigen.

Für drei Euro gibt es T-Shirts mit dem Aufdruck „Pretty Little Thing“, für sieben Euro verkündet Schlumpfine in Facebook-Manier den Beziehungsstatus: Single. Ein Fünferpack Neon-Zahnbürsten gibt es für einen Euro, Jeans für 7,90 Euro, zwei Baby-Lätzchen für 1,50 Euro. Selbst Koffer sind im Angebot. Die würden auch von Kunden genutzt, die viel einkauften, sagt der Manager. Auch Hien, 19, aus Mitte und Bige, 18, aus Reinickendorf, haben es unter die ersten Kunden geschafft. „H&M ist mir zu langweilig, das trägt jeder“, sagt Bige. Ihre Freundin zweifelt bereits: „Primark war cool als es in London war.“ Jetzt müsse man schauen, wie das wird, wenn in Berlin jeder dort einkauft. Im kommenden Jahr soll der nächste Laden im alten Saturn-Gebäude am Alexanderplatz eröffnen. Franziska Felber

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