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Kolumne: Unterm Adler

Thorsten Metzner über Eisfüße und eine heiße Spreewald-Anfrage

Opposition an sich kann schon hart sein. Aber es ist nichts gegen das, was die Grünen und Liberalen im Brandenburger Landtag tapfer ertragen: In der letzten Präsidiumssitzung zollte Parlamentspräsident Gunter Fritsch (SPD) den beiden kleinen Oppositionsfraktionen allerhöchsten Respekt, weil sie ohne Murren, Wehklagen und öffentliche Schuldzuweisungen schon seit Wochen unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten. Sie sollten eigentlich längst in einem funkelnagelneuen Turbo-Leichtbaugebäude untergebracht sein, das wegen Lieferschwierigkeiten für die Module aber nicht rechtzeitig fertig wurde. Deshalb bibbern grüne und liberale Abgeordnete immer noch in Baucontainern, aus denen bei klirrender Kälte und minus 15 Grad vor allem die Atmosphäre beheizt wird. Damit die Abgeordnetenfüße nicht vereisen, wurde der Boden der Büros stellenweise mit Styropor-Dämmplatten ausgelegt.

Während die einen frieren, da denken andere schon an den Sommer: Die Anfrage, die der Lausitzer SPD-Abgeordnete Werner Siegwart Schippel jetzt an die Landesregierung stellte, ist für die kalte Jahreszeit zumindest ungewöhnlich. Schippel hat Wind davon bekommen, dass Ministerien gerade dabei sind, die Richtlinie „für den Bau und die Ausrüstung von Spreewaldkähnen“ zu überarbeiten; und zwar auch in einem hochbrisanten Punkt – Zitat: „Auf welcher Grundlage und auf wessen Veranlassung wird nunmehr an der Veränderung eines als Mindestmaß benannten Abstandes zwischen den Sitzbänken auf Spreewaldkähnen gearbeitet?“ Hoppla, das riecht nach einem Politikum: Angenommen, man halbierte den Abstand, dann würden doppelt so viele zahlende Touristen auf einen Spreewald-Kahn passen. SPD-Regierungschef Matthias Platzecks Aufforderung, unter der neuen rot-roten Regierung in Brandenburg enger zusammenzurücken, bekommt so einen völlig neuen Klang.

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