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Kommentar: Schafft einen, zwei, viele Kollwitzplätze!

Das Hundeverbot an prominentem Ort sollte für Berlin Signalwirkung haben. Markus Hesselmann über eine Bezirksamtsentscheidung - und deren Umsetzung.

Von Markus Hesselmann

Kinder statt Hunde – zum Jahreswechsel ergeht eine für Berlin erstaunliche Botschaft an die Bürger von Prenzlauer Berg. Auf dem Kollwitzplatz herrscht künftig Hundeverbot. Wer Rücksicht nicht gelernt hat, muss nun wegbleiben. Hartleibige Herrchen haben Hasso, Waldi und Satan fröhlich leinenfrei laufen, Kinder behelligen und einen der beliebtesten Plätze Berlins vollkoten lassen. Da dies überall sonst in Berlin genauso geschieht, kann die Entscheidung des Bezirksamts Pankow nur ein weiterer Schritt sein. Nach eher kiezigen Gebieten wie dem Traveplatz in Friedrichshain oder dem Cheruskerpark in Schöneberg wird hier ein Hundeverbot für einen stadtweit und sogar über Berlin hinaus prominenten Ort verhängt. Das hat Signalwirkung. Schafft einen, zwei, viele Kollwitzplätze!

Andererseits: Was bringt ein weiteres Verbot auf der ohnehin schon langen Berliner Regelungsliste, wenn es dann wieder nicht umgesetzt wird? Dass das Bezirksamt Pankow das Verbot "im Zuge unserer normalen Kontrollen durchsetzen" will, wie es jetzt hieß, lässt nichts Effektives erahnen. Verboten ist in Berlin ja vieles - angeblich auch, seinen Hund vor anderer Leute Haustür scheißen zu lassen. Aber wo und wann wird das kontrolliert und geahndet? Und wer kümmert sich innerhalb der kafkaesken Berliner Zuständigkeiten nachhaltig um das Problem?

Jeder Bürger sollte sich - wenn er mal wieder reingetreten und den krankheitserregenden Mief daheim auf dem Teppich verteilt hat – den Spaß erlauben, beim formell zuständigen bezirklichen Ordungsamt in der Sache nachzufragen. Da gibt es dann Antworten zwischen Fatalismus („Zu wenig Mitarbeiter, zu viele Hunde“) und berlintypischen Absurditäten wie: „Na dann schreiben Sie doch dem Regierenden Bürgermeister mal eine E-Mail.“

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