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Konjunktur: Berlin bleibt Spitze – bei der Arbeitslosigkeit

UPDATE Berlin kommt nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit relativ glimpflich durch die Wirtschaftskrise. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fällt tatsächlich verhältnismäßig moderat aus - und doch ist ein Vergleich mit Bayern eher traurig.

Die Hauptstadt wird in der Wirtschaftskrise mit einem blauen Auge davonkommen, glaubt Margit Haupt-Koopmann von der Bundesagentur für Arbeit (BA). An diesem Donnerstag hat die BA die neuesten Arbeitslosenzahlen verkündet. Im Bundesschnitt fallen  die Zahlen schlechter aus als im Vormonat. Auch Berlin wird kann sich von diesem Trend nicht ganz abkoppeln.

Tatsächlich hält Berlin bisher bei der Arbeitslosigkeit einen traurigen Spitzenplatz. Die Zahl der Arbeitslosen in der Hauptstadt stieg auf 239.086. Das sind 2927 Menschen mehr als im Juni und 8503 mehr als vor einem Jahr. Die Quote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 14,2 Prozent. Im Juli 2008 lag sie noch bei 13,7 Prozent. Das ist enttäuschend, vergleicht man Berlin mit Bayern (4,7 Prozent) oder Baden-Württemberg (5,2 Prozent).

„Die genaue Einschätzung der weiteren Entwicklung ist sehr schwierig“, sagt Haupt-Koopmann. „Die höchste Belastung am Arbeitsmarkt erwarten wir auch 2010 in dieser Region. Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin wird sich auf hohem Niveau einpendeln.“

Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist der Dienstleistungssektor bisher von der Arbeitslosigkeit wenig betroffen. In Berlin macht dieser Wirtschaftszweig etwa 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus. Hinzu kommt, dass die Industrieunternehmen in der Hauptstadt weniger exportabhängig sind als die Maschinenbaufirmen im Süden der Republik.

Stabilisierend wirkt nach Meinung der BA-Managerin auch die Gesundheitswirtschaft, in der in Berlin rund 300 000 Menschen arbeiten. Dieser Bereich sei krisenfest. „Wir haben keine Signale für größere Entlassungen“, weiß die Chefin der Regionaldirektion. „Die Firmen wollen bisher ihre Fachkräfte halten.“ Eher werde die Kurzarbeit verlängert. Das steht jetzt in vielen Unternehmen an. „Die meisten Firmen haben zunächst für ein halbes Jahr Kurzarbeit beantragt und stellen jetzt fest, dass das nicht reichen könnte.“

Unternehmen und Mitarbeiter sollten stärker als bisher die Angebote der BA nutzen, sich während der Kurzarbeit weiterzubilden, mahnt die Regionalchefin. Zahlreiche arbeitsmarktpolitische Initiativen wie „Berlin trotzt der Krise“, in der sich unter anderem die Industrie- und Handelskammer, die Unternehmensverbände, der DGB, die Senatsverwaltung und die Arbeitsagentur engagieren, oder „Krisenzeit ist Lernzeit“ werben für eine Weiterqualifizierung.

Das Problem: Für die Bildungsträger ist es schwierig, solche Weiterbildungen zu organisieren, denn die Teilnehmerzahl ist zu gering. 50 Prozent der Berliner Unternehmen haben fünf Mitarbeiter oder weniger, zudem sind die Kurzarbeitszeiten unterschiedlich. „Einige Firmen arbeiten an bestimmten Tagen, andere beschäftigen ihre Mitarbeiter eine Woche am Stück und stellen dann wieder für eine Woche die Arbeit ein“, berichtet Haupt-Koopmann. Sie möchte, dass die kleineren Firmen stärker an einem Strang ziehen. Sie sollen Verbünde schaffen, so dass unterm Strich genug Teilnehmer für Weiterbildungsmaßnahmen zusammenkommen. Die BA ist bereit, solche Koordinationen zu unterstützen – mit Know-how und mit Geld. „Der finanzielle Rahmen ist da, um alle nötigen Qualifizierungsmaßnahmen umzusetzen“, verspricht die Berliner Regionalchefin. 

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