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Berlin: Konzentrierte Therapie

Der Klinikkonzern Vivantes hat einen neuen Chef: Holger Strehlau-Schwoll Er kam aus Wiesbaden nach Berlin und soll nun alle Probleme lösen

Vivantes, der größte öffentliche Klinikkonzern Deutschlands, will nicht in jedem seiner neun Häuser das Gleiche bieten. Stattdessen setzt der neue Chef Holger Strehlau-Schwoll auf spezielle Behandlungszentren, die in den einzelnen Kliniken untergebracht werden sollen. „Die Qualität einer Behandlung ist dort hoch, wo sie häufig erbracht wird“, sagte der 49-Jährige gestern auf einer Pressekonferenz. Mit solchen Konzentrationen hat der Konzern bereits Erfahrung. So wurde die Therapie von Brustkrebspatientinnen schwerpunktmäßig im Kreuzberger Urbanklinikum angesiedelt.

Darüber hinaus will der neue Mann an der Vivantes-Spitze Marktlücken füllen. „Denkbar wäre zum Beispiel ein Behandlungszentrum für krankhaft Fettleibige oder für Alzheimer-Kranke.“

Am 1. Januar hat Strehlau-Schwoll den Job übernommen, der zunächst auf fünf Jahre befristet ist. Wie sein Vorgänger Wolfgang Schäfer kommt der neue Chef von einem mittelgroßen kommunalen Krankenhaus. Bis Ende 2005 hatte er unter anderem die Wiesbadener HorstSchmidt-Kliniken geleitet, ein Haus mit rund 1050 Betten und 2000 Beschäftigten. Dort hatte Strehlau-Schwoll Angebote konzentriert und sich Kooperationspartner gesucht. Eine ähnliche Strategie verfolgt er nun für Vivantes, einem Unternehmen mit 5200 Betten, 13 500 Mitarbeitern und jährlich 186 000 stationären Patienten.

So will sich der Manager mit der Charité endlich auf eine Zusammenarbeit einigen. Denn seit knapp zwei Jahren herrscht hier nahezu Funkstille. Eigentlich wurde bereits 2004 vereinbart, die Patienten unter anderem nach der Schwere der Krankheit aufzuteilen. Doch das ist schwierig, denn das hochgerüstete Universitätsklinikum will auch Standardfälle versorgen. Nun aber erhöht der Senat den Druck und gibt 23 Millionen Euro für die 2006 geplante Sanierung des zur Charité gehörenden Franklin-Klinikums in Steglitz erst frei, wenn die Kooperation mit Vivantes im Südwesten Berlins steht. Dabei ist es nach Angaben der Wissenschaftsverwaltung denkbar, dass zum Beispiel Abteilungen des Vivantes-eigenen Schöneberger Auguste-Viktoria-Krankenhauses in das Franklin-Klinikum umziehen – oder umgekehrt.

Auch in Hellersdorf sucht Strehlau-Schwoll nach Partnern und favorisiert dabei das nahe gelegene Unfallkrankenhaus Berlin in Marzahn. Man führe bereits entsprechende Gespräche.

Bis zum 1. Juli will sich Strehlau-Schwoll mit den rund 1450 Vivantes-Ärzten auf ein Arbeitszeitmodell einigen, das die Belastung auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß reduziert. Die deutschen Kliniken haben dafür generell eine Übergangsfrist bis Ende 2006. Von allen Vivantes-Beschäftigten forderte der Manager gestern „noch mehr Leistung. Und dazu werden sie sicher auch bereit sein, damit am Ende des Weges ein saniertes Unternehmen steht“.

Und das könnte dann zum Verkauf stehen. „In fünf bis acht Jahren kann man über so etwas reden“, meinte Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) auf der Pressekonferenz. Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) widersprach: „Es gibt Gründe, ein Krankenhaus in öffentlicher Hand zu halten. Etwa, weil die Gewinne nicht entzogen, sondern in die Qualität der Leistungen investiert werden oder öffentliche Häuser Leistungen erbringen, obwohl sie sich nicht rechnen, zum Beispiel eine Aids-Station.“

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