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Kreuzberg: Furcht vor süchtigen Nachbarn

Im Frühjahr soll ein neuer Fixer-Druckraum in Kreuzberg eröffnet werden. Anwohner protestieren.

Kleine Cafés, bunte Bioläden und versteckte Spielplätze. In der Reichenberger Straße in Kreuzberg geht es ruhig zu. Viele junge Familien leben hier. An dem Wohnprojekt im Haus Nummer 130 für Menschen, die an Hepatitis C, HIV oder Aids erkrankt sind, stört sich hier kaum jemand. Doch jetzt will die Betreiber-Initiative „Zuhause im Kiez“ (ZiK) das Nachbarhaus kaufen, um dort einen Druckraum für Drogensüchtige einzurichten. Unter der Aufsicht von vier Betreuern des Vereins „Fixpunkt“, sollen sich Schwerst-Heroinabhängige hier Spritzen setzen können. Im Sommer musste ein 2003 eröffneter Druckraum in der Dresdner Straße nach Beschwerden von Anwohnern geschlossen werden. Neue Räumlichkeiten scheinen jetzt in dem bezirkseigenen, ungenutzten Schulgebäude Nummer 131 gefunden. Mit Informationsveranstaltungen sollen den Anwohnern ihre Vorbehalte genommen werden. Doch viele wollen die Einrichtung am liebsten gar nicht in der Straße haben.

„Unsere Sorge ist, dass sich die Drogenszene vom Kottbusser Tor hier in unseren Kiez verlagert“, sagt Asli Incirci. Schon jetzt habe man große Probleme mit den Drogenhändlern im Görlitzer Park. Die Mutter will gemeinsam mit anderen Anwohnern die Einrichtung des Druckraumes verhindern. Sie befürchtet, dass die Lebensqualität in der Straße so stark sinken wird, dass viele hier nicht mehr wohnen wollen.

„Unser Konzept ist es möglichst transparent die Entwicklung des Projekts zu begleiten“, sagt Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke). „Wir wollen vermitteln, dass die verständlichen Befürchtungen der Eltern nicht ganz den Kern treffen.“ Der Verkaufsvertrag soll sobald wie möglich unterschrieben werden. Die geschätzten 350 000 Euro für das Gebäude und zusätzlich rund 270 000 Euro für den Umbau trägt ZiK selbst. Zuschüsse vom Bezirk gibt es keine. Läuft alles nach Plan, kann die Einrichtung im Frühling 2010 eröffnen.

ZiK will nur einen Teil der 800 Quadratmeter an den Verein Fixpunkt weitervermieten. Die übrigen Räume des Gebäudes sollen anderweitig genutzt werden. Die Bedenken der Nachbarn nimmt Fixpunkt-Sprecherin Astrid Leicht ernst. Sie verweist darauf, dass der öffentliche Konsum von harten Drogen durch Druckräume zurückgehe. Mit 60 bis 100 Konsumenten am Tag rechnet der Verein. Geplant sind Öffnungszeiten an fünf Tagen in der Woche für jeweils vier Stunden. Auch die Sorge, dass der Raum Drogenhändler in die Straße locken könnte, hält die Sprecherin für unbegründet. „Für Dealer ist so ein Laden nicht attraktiv, weil dort zu hohe Aufmerksamkeit herrscht.“ In den Räumen selbst werde der Handel mit Drogen nicht gebilligt.

Die Bürgerinitiative gegen den Druckraum lädt für den 12. November um 17 Uhr zu einer Veranstaltung in die Niederlausitz-Grundschule, Reichenberger Straße 64. Am 18. November um 19.30 Uhr findet in der Orangerie (Reichenberger Str. 129) ein Informationsabend von „Zuhause im Kiez“ und des Vereins „Fixpunkt“ statt.

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