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Immer im Gespräch: Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann setzt auf Dialog und Verhandlungen.

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Kreuzberger Probleme im Fokus: Friedrichshain fühlt sich vernachlässigt

Die grüne Bezirksspitze kämpft am Oranienplatz und im Görlitzer Park. Doch auch in Friedrichshain gibt es Problemquartiere. Hier fühlen sich viele allein gelassen und kritisieren eine ungleiche Behandlung von Kreuzberg und Friedrichshain.

Friedrichshain-Kreuzberg ist Berlins Problemzonenbezirk. Überall brennt es: Oranienplatz, Gerhart-Hauptmann-Schule, Görlitzer Park, East Side Gallery – und die grüne Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann spielt Feuerwehr, assistiert von ihrem Baustadtrat Hans Panhoff. Das Flüchtlingscamp und der Umgang mit Drogendealern beherrschen die öffentliche Debatte. Zwar hat der Bezirk zwischen Checkpoint Charlie und Ostkreuz noch viele andere Problemzonen. Doch wie viel politische Fürsorge bekommen sie noch ab?

„Der Bezirk ist zu groß für das kleine Bezirksamt und die paar Verordneten in der BVV“, sagt Carsten Joost, der als Bürgerdeputierter im Stadtplanungsausschuss sitzt und sich früher in der Initiative „Mediaspree versenken“ engagierte. Besonders der Stadtteil Friedrichshain fühle sich vernachlässigt.

Weniger Geld für Friedrichshain

In Friedrichshain drehen sich zur Zeit die Kräne, zum Unwillen diverser Nachbarschaften, die sich von den Grünen allein gelassen fühlen. Das gelte besonders für die umstrittenen Bauprojekte Revaler Spitze und Freudenberg-Areal, sagt Joost. Dort lasse sich der Bezirk von trickreichen Investoren Zugeständnisse abhandeln, während er sich gleichzeitig an symbolträchtigen Bauvorhaben wie dem Hochhaus an der East Side Gallery verkämpfe. Besser seien die Perspektiven auf dem RAW-Gelände an der Revaler Straße. Der geplante Bau von 600 Wohnungen könne noch gestoppt werden, wenn der Bezirk sich klar auf die Seite eines Einwohnerantrages stelle. Auch für den Jugendclub Yaam am Ostbahnhof hatte sich das Bezirksamt solange engagiert, bis ein Ersatzgrundstück gefunden war. Aber das Yaam ist ein ursprünglich in Kreuzberg beheimatetes Projekt.

„In Kreuzberg gibt es gewachsene Strukturen, die in Friedrichshain wegen der Sparpolitik nicht aufgeholt werden“, sagt Piraten-Fraktionschef Ralf Gerlich. Projekte und Vereine in Kreuzberg seien besser mit der Bezirkspolitik vernetzt. Das lasse sich auch konkret am Geld ablesen. Der Stadtteilausschuss Kreuzberg könne über ein deutlich größeres Budget verfügen als das Pendant in Friedrichshain. Auch Gerlich hat den Eindruck, in Friedrichshain werde eine investorenfreundlichere Politik gefahren als in Kreuzberg.

Vorgänge in Kreuzberg für die Medien "spektakulärer"

Der Betreiber des Kultur- und Medienzentrums Postbahnhof ärgert sich über ein benachbartes Hotelprojekt. Auch hier geht es um Baumasse und eine konventionelle Nutzung, die aus Sicht des Kreativunternehmers nicht in den Kiez passt. Aber das Bezirksamt hatte sich mit dem Investor auf dieses Vorhaben verständigt. Der Zirkus Cabuwazi am Postbahnhof bangt noch um seine Zukunft. Auf seinem Grundstück wird ebenfalls gebaut.

Die Bezirksbürgermeisterin weist den Eindruck, Friedrichshain werde vernachlässigt, als „konstruiert“ zurück. „Im Jugendbereich habe ich mit Friedrichshain genauso viel zu tun wie mit Kreuzberg“, sagt Monika Herrmann. Für die Medien seien Vorgänge in Kreuzberg zur Zeit einfach „spektakulärer“.

Friedrichshain erhält immerhin die erste Parkzone des Bezirks. Bei der Vorstellung ging es „sehr emotional“ zu, erzählt Gerlich. Bei den Bewohnern sei nicht so gut angekommen, dass Baustadtrat Panhoff nur noch über das Wie sprechen wollte, nicht mehr über das Ob. Soweit reicht die grüne Geduld offenbar nicht mehr.

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