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Berlin: Kriminalität sinkt – aber die Gewalt nimmt zu

Zahl der Straftaten auf niedrigstem Stand seit 1995 - Vor allem junge Ausländer fallen durch Brutalität auf

Von Jörn Hasselmann

Die Zahl der bekannt gewordenen Straftaten ist im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent leicht auf 540 000 gesunken. „Berlin ist ein wenig sicherer geworden“, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern bei der Vorstellung der Kriminalstatistik, „mit der Betonung auf ein wenig“. Auch Innensenator Ehrhart Körting sah „keinen Anlass für Triumphgeheul“. Für die Bevölkerung sei positiv, dass es weniger Wohnungseinbrüche (minus 6,8 Prozent) und Kfz-Diebstähle gab. 2001 wurden 71 Menschen getötet (Vorjahr 74).

Bei Ladendiebstahl gab es einen Rückgang um 4,8 Prozent, bei Schwarzfahren sogar um 20 Prozent. Weil die Täter hier bei Anzeige meist sofort gefasst werden, sank dadurch insgesamt auch die Aufklärungsquote, und zwar von 49,7 auf 48,5 Prozent. „Ob wirklich weniger Straftaten verübt worden sind, wissen wir nicht“, sagte Glietsch. Vielfach seien Bagatell-Delikte nicht mehr angezeigt worden, vermutet die Polizei. Beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hieß es, dass „erstmals die Sparmaßnahmen in der Statistik zu spüren“ sind. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sah im Personalmangel den Grund für die gesunkene Aufklärungsquote. BDK und GdP wiesen vor allem auf die gestiegene Zahl von Gewaltdelikten hin.

Damit ist auch der Polizeipräsident „nicht zufrieden“. Bei der Jugendgruppengewalt ist die Zahl der Taten um 7,5 Prozent auf 8050 gestiegen, sagte Glietsch. Erschreckend sei, dass 34,5 Prozent der Tatverdächtigen Ausländer, weitere 16,4 Prozent „nichtdeutscher Herkunft“ seien (also Migranten mit deutschem Pass). Dies bedeutet, dass 51 Prozent aller Tatverdächtigen einen „Migrationshintergrund“ hatten. Der Polizeipräsident fand deutliche Worte: „Die Misserfolge bei der Integration wirken sich jetzt aus.“ Überwiegend kämen die ausländischen Gewalttäter „aus nicht integrierten und sozial schwachen Familien“, sagte Glietsch. „Sie beherrschen die deutsche Sprache nicht, sie haben keine Ausbildung und keine Beschäftigung.“ Besonders dramatisch ist die Gewaltkriminalität bei jungen Libanesen gestiegen: um 33,4 Prozent.

22 Prozent der in Berlin aufgeklärten Straftaten wurden von den 3148 polizeibekannten Intensivtätern begangen. Von diesen ist fast jeder dritte Ausländer (32 Prozent). Erstmals ist in der Berliner Kriminalstatistik die „Häusliche Gewalt“ erfasst – und zwar 12 814 Fälle. In den zehn gravierendsten Fällen töteten Ehemänner ihre Frauen, 155 vergewaltigten ihre Frauen, 7196 verletzten sie. 30 Prozent aller Tatverdächtigen bei häuslicher Gewalt waren Ausländer.

Die Zahl der Drogentoten ist deutlich um 27 auf 192 gestiegen. Bei fremdenfeindlichen Delikten gab es einen Rückgang um 35 Prozent. Für besorgniserregend hält Körting, dass die Zahl der antisemitischen Straftaten um 18,7 Prozent gestiegen sei. Häufig waren das anonyme Schmähungen gegen Juden.

Die Kriminalstatistik im Internet: www.berlin.de/seninn/aktuelles/

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