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Berlin: Kühne Konstruktion

Die neue Rügendammbrücke wurde schnell zu einem Wahrzeichen der modernen Hansestadt

Wer prüfen will, ob ein Reiseführer über Stralsund noch aktuell ist, muss nur ein einziges Stichwort nachschlagen: die Rügendammbrücke. Denn die kühne Konstruktion wurde erst im Oktober 2007 nach dreijähriger Bauzeit eröffnet. Ihr 128 Meter hoher Pylon, an dem armdicke Tragseile wie auf einem riesigen Segelboot hängen, überragt nun alle drei großen Backsteinkirchen der Stadt und wurde schnell zu einem neuen Wahrzeichen Stralsunds.

Doch die mächtige Ästhetik ist nur ein Nebeneffekt des Baus. In erster Linie wurde die 4100 Meter lange Brücke für den Autoverkehr auf die Insel Rügen gebaut. „Strelagate“ wird sie von Einheimischen genannt, die dafür den Vergleich mit der Golden Gate Bridge in San Francisco nicht scheuen. Die Vorsilbe „Strela“ bezieht sich auf den Strelasund, der Rügen vom Festland trennt. Inzwischen dreht so mancher Tourist mit seinem Auto sogar eine Extrarunde, um das besondere Kribbeln im Bauch bei der Überfahrt oder den Panoramablick auf die Stadt ein zweites Mal auszukosten.

Einem heftigen Ostseesturm hat das 125 Millionen Euro teure Bauwerk zwar bisher noch nicht standhalten müssen. Aber die zuständige Baufirma hält eine Überfahrt selbst bei Windstärke sieben bis acht (bis zu 74 Kilometer pro Stunde) für ungefährlich. „Die Schutzplanken an den Straßenrändern sind mit mächtigen Seilen verstärkt worden, die einen Absturz von der Brücke verhindern“, versichert Bernd Rothe. Er ist technischer Prokurist der Firma Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH). „Außerdem bremsen Windabweiser sowie zwei Meter hohe und durchsichtige Glaswände den seitlichen Druck auf Lastzüge.“

Wird es stürmischer, bleibt als Ausweg immer noch die parallel verlaufende Ziegelgrabenbrücke aus den dreißiger Jahren. Diese muss im Unterschied zur Strelagate allerdings viermal am Tag für jeweils 20 Minuten geöffnet werden, um Schiffen eine Passage des Nadelöhrs zu ermöglichen. Das führte immer wieder zu langen Staus. Unter der neuen Brücke hingegen können Schiffe ungehindert hindurchfahren, die Fahrbahnen verlaufen in 42 Meter Höhe.

Dennoch sind nach der spektakulären Brückeneröffnung nicht alle Autoschlangen verschwunden. Die Erweiterung der Bundesstraße 96 in Richtung Bergen und Sassnitz beginnt erst in den nächsten Monaten und soll zweieinhalb Jahre dauern. Danach kommen Berliner und Brandenburger viel schneller auch zum Fährhafen Sassnitz-Mukran, wo Schiffe nach Schweden, Dänemark, Finnland, Russland und ins Baltikum ablegen.

Als Fotomotiv eignet sich die imposante Rügendammbrücke bestens. Und wer dabei eine besondere Perspektive sucht, kann gleich den Turm der St.-Marienkirche oder das im Hafen liegende Segelschiff „Gorch Fock“ mit besichtigen – von hier aus macht der Koloss besonders viel her. Ste.

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