zum Hauptinhalt

Berlin: Kulturstaatsminister nimmt das Schloss in die Hand

Die Formulierung klang fragwürdig: Nach getaner Arbeit der Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ solle nun eine weitere „Kommission“ deren Vorschläge zum Neubau eines Gebäudes auf dem Schlossplatz konkretisieren, verkündeten der Bundeskanzler und der Regierende Bürgermeister am Mittwoch (wir berichteten). Wozu dann noch eine Kommission?

Die Formulierung klang fragwürdig: Nach getaner Arbeit der Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ solle nun eine weitere „Kommission“ deren Vorschläge zum Neubau eines Gebäudes auf dem Schlossplatz konkretisieren, verkündeten der Bundeskanzler und der Regierende Bürgermeister am Mittwoch (wir berichteten). Wozu dann noch eine Kommission?, fragten sich da viele und witterten eine Verschleppungstaktik des rot-roten Senats und der rot-grünen Bundesregierung: „Absurd und grotesk“ nannte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Abgeordnetenhausfraktion Karl-Georg Wellmann den Beschluss von Bund und Senat.

Wohl auch zur Klarstellung spricht der Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin jetzt lieber von einer „Arbeitsgruppe“. Sie solle – und zwar , wie eine seiner Sprecherinnen betonte – die Vorgaben für den Architektenwettbewerb klären und festlegen, wie das Gebäude in den Maßen des ehemaligen Schlosses zu finanzieren ist. „Möglichst schnell“ wünsche sich der Staatsminister ein Ergebnis, betonte eine Sprecherin. Am Vortag war noch von einem Jahr ausgegangen werden. Beobachter sind sich einig, dass zumindest vor der Bundestagswahl keine grundlegende Entscheidung getroffen wird.

Die Arbeitsgruppe soll sich aus Vertretern der jeweiligen Ressorts Bauen, Finanzen und Kultur von Bundes- und Landesregierung zusammensetzen sowie Vertretern der Nutzer des Gebäudes: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren außereuropäischen Sammlungen, die Humboldt-Universität mit ihrer Sammlung und die Berliner Landesbibliothek. Nida-Rümelin soll die Federführung übernehmen.

Außer dem Finanzierungskonzept muss die Arbeitsgruppe vorrangig das Raumprogramm des Gebäudes festlegen, ohne welches weder ein Architekten- noch gegebenenfalls ein Investorenwettbewerb ausgeschrieben werden kann: Welcher Nutzer braucht wie viele wie geartete Flächen? Die Expertenkommission, auf deren Empfehlung die Arbeitsgruppe fußt, hatte für die öffentliche Nutzung einen Raumbedarf von 100 000 Quadratmetern ermittelt, davon 80 000 im wiederaufgebauten Schloss. Beim Interessenbekundungsverfahren für Investoren von 1998 war noch von höchstens 64 000 Quadratmetern öffentlicher Nutzung in dem Gebäude ausgegangen worden.

Der Bundestag will Anfang Juni über den Schlossplatz debattieren. Die Fraktionen von SPD und Grünen wollen dann die Regierung auffordern, die Empfehlungen der Expertenkommission „bis zur Planungsreife“ fortzuentwickeln. Die umstrittene Frage nach der Fassadengestaltung – modern oder barock – solle aber erst in einem Architektenwettbewerb beantwortet werden, fordern die Fraktionen. Holger Wild

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false