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Berlin: Kunstaktion mit nackterNofretete ärgert Ägypter

Für Biennale in Venedig wurde der Kopf auf eine Statue gesetzt

Berlins berühmtester Kopf, die Nofretete im Ägyptischen Museum Charlottenburg, hat einen grenzübergreifenden Streit ausgelöst. Der ägyptische Kulturminister Faruk Husni ist verärgert. Die Büste, sagt er, sei in Berlin nicht mehr sicher und müsse in ihre Heimat zurückkehren. Anlass ist eine Kunstaktion: Am 26. Mai ruhte der Königinnenkopf aus dem 14.vorchristlichen Jahrhundert für wenige Stunden auf dem Bronzetorso einer nackten Frau, den zwei ungarische Künstler für die diesjährige Biennale in Venedig geschaffen haben. Eine „verrückte Idee“, heiß es aus Kairo, und eine Beleidigung der ägyptischen Geschichte obendrein.

Die Vorwürfe hält der Direktor des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung, für „aus der Luft gegriffen“. Monatlich erhalte er Anfragen von Künstlern, „die irgend was mit der Büste anstellen wollen“. Wildung sieht sich zwar als Förderer des Dialogs zwischen altägyptischer und moderner Kunst, stellt aber, wie er sagt, hohe Ansprüche, bevor er so etwas genehmigt. „Bisher habe ich das nur zwei Mal getan“ – inklusive der jetzt kritisierten Aktion. „Die Büste habe ich dafür eigenhändig aus der Vitrine geholt.“ Augenzeugen seien nur die Künstler, der Museumschef, ein Kurator aus Budapest und ein paar Helfer gewesen. „Während der Vereinigung der Werke herrschte absolute Stille, ja fast Starre“, sagte Wildung dem Tagesspiegel.

Als Vorlage diente den Budapester Bildhauern die Kalksteinstatue einer jungen Frau aus derselben Epoche wie die Nofretete. Sie ist ebenfalls im Charlottenburger Museum zu sehen. Das Mädchen wirkt nackt, doch bei näherem Hinschauen erkennt man die angedeuteten Linien eines transparenten Gewandes. Wie bei der Vorlage sei auch bei der modernen Skulptur „nicht eindeutig, ob sie bekleidet oder nackt ist“, sagt Wildung. Das Video der Verschmelzung von Altertum und Moderne wollen die Künstler neben ihrem Torso ab 15. Juni auf der Biennale in Venedig zeigen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Ägypten die Nofretete zurückfordert. Und immer wieder verweist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf die 1913 vertraglich vereinbarte Fundteilung, die den deutschen Entdeckern die Nofretete zugewiesen hat.

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