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Berlin: Kunsthopping und Kunstshopping

Shop til you drop - Shoppen bis zum Umfallen - ist in Berlin kein Problem. Sieben Einkaufswochenenden gibt es in diesem Herbst, schließlich naht das Fest der Liebe.

Shop til you drop - Shoppen bis zum Umfallen - ist in Berlin kein Problem. Sieben Einkaufswochenenden gibt es in diesem Herbst, schließlich naht das Fest der Liebe. Am heutigen Freitag und am Sonnabend darf es noch etwas mehr Kunst und Kommerz sein. Ein original James-Rizzi-gestalteter Brockhaus, oder lieber eine Skulptur, eine Radierung, natürlich in limitierter Auflage? Kein Problem - über 80 Galerien werden die Pforten öffnen zum großen Berliner Galerienrundgang, organisiert vom Landesverband Berliner Galerien.

Natürlich geht es nicht nur darum, Käufer zu finden, sondern, so betont der Vorsitzende des Landesverbandes, Georg Nothelfer von der Galerie Nothelfer, um Kunstvermittlung und um einen Rundblick über die Galerienlandschaft in der ganzen Stadt. Denn die Galerien haben längst gemeinsam mit den Museen auch Aufbau- und Vermittlungsaufgaben übernommen. In einem Symposium am Freitag in der Humboldt-Uni wird über die Position von Galerien, Künstlern und Medien bei der Vermittlung von Kunst diskutiert.

Auf dem Kunstball am Sonnabend wird dann nach allen ernsthaften Bemühungen um die Kunst einfach nur noch gefeiert. Kostenlose Shuttlebusse schaffen die Besucher des Galerienrundgangs von hier nach da zum großen Kunstshopping und -hopping, vielleicht um die traditionellen Westkäufer aus Charlottenburg nach Mitte zu locken und umgekehrt? Gibt es gar eine Galerienkonkurrenz zwischen Ost und West? "Gar nicht wahr, wir arbeiten doch wunderbar zusammen", sagt Nothelfer.

Das war nicht immer so. Nach der Wende zog alles, was hip war oder es sein wollte nach Mitte, wo die Mieten billiger waren als in Charlottenburg. Neue Galerien eröffneten und profitierten vom Nachholbedarf an junger DDR-Kunst. So entstanden Nischengalerien neben Staatsgalerien und Avantgardegalerien, die Galerien wanderten auf der Suche nach dem idealen Standort, einige kamen zurück, andere gingen ein. Jetzt sind sie endlich fast alle unter einem Dach, dem des Landesverbandes.

"In einer Großstadt muss alles nebeneinander existieren können, die müssen sich ja nicht unbedingt alle mögen, aber wir akzeptieren und tolerieren uns gegenseitig", sagt Nothelfer, der sich ziemlich darüber ärgert, dass sich das Vorurteil der Feindschaft zwischen Charlottenburg und Mitte hält, als stünde noch die Mauer. Schließlich geht ein guter Sammler dahin, wo er etwas Gutes findet. Und ob man nun in zwei Stunden nach Paris fliegt, oder kreuz und quer durch Berlin fährt, spiele da keine Rolle mehr. Doch bis nach Paris wird der Shuttlebus sie leider nicht fahren.

ddt

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