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© dpa

Berliner Nahverkehr: BVG-Streik gestoppt - neue Verhandlungen

Der Streik im Berliner Nahverkehr ist abgesagt - und das soll auch vorerst so bleiben. Bei den kommenden Verhandlungen sollen sich die Tarifpartner am Abschluss im öffentlichen Dienst orientieren.

Viele Berliner hatten sich schon auf Streiks eingestellt und waren am Dienstag auf alternativen Wegen zur Arbeit gefahren. Busse und Bahne waren deshalb augenscheinlich etwas leerer. Der Vorstand der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Gewerkschaft Verdi hatten sich erst in der Nacht in einem Spitzengespräch darauf geeinigt, die regulären Tarifverhandlungen wieder aufzunehmen. Beginnen soll das Treffen nach BVG-Angaben um 15 Uhr. Basis sei der am Montag in Potsdam erzielte Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann.

Nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz gab es im morgendlichen Berufsverkehr keine Beeinträchtigungen. Alle zum Zeitpunkt der Streikabsage im Dienst befindlichen Fahrer hätten etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht per Funk informiert werden können. Sie hätten zu diesem Zeitpunkt gerade begonnen, die Fahrzeuge wegen des Streiks in die Betriebshöfe zu bringen. Reetz ging davon aus, dass der abendliche Berufsverkehr auch vollständig nach Plan verlaufen wird. Viele Hauptstädter haben sich nach Reetz' Einschätzung am Morgen in Rundfunksendern über die Lage bei der BVG informiert. Dennoch war es "äußerst ungünstig", dass die Berliner so lange im Unklaren gelassen werden mussten, räumte sie ein.

Unterdessen forderte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Vertragsabschluss der Tarifpartner. Wowereit bekräftigte in der "B.Z." die Position des Senats, dass ein Unterschied zwischen Alt- und Neubeschäftigten gemacht werden müsse, da erhebliche Einkommensdifferenzen bestünden. "Ich habe großes Verständnis dafür, dass Verdi für die neuen Mitarbeiter, die deutlich weniger verdienen, eine Gehaltserhöhung haben will", sagte Wowereit der Zeitung. "Aber bei der Frage der Altbeschäftigten gibt es engen Spielraum." Er könne nur appellieren, dass dies so akzeptiert werde.

Treffen an geheimem Ort

Die Verdi-Tarifkommission kam den Angaben zufolge bereits am Morgen kurz nach 9 Uhr zusammen, um über die neue Situation beraten, teilte Splanemann mit. Danach werden den Planungen zufolge die Tarifverhandlungen mit der Arbeitgeberseite wieder aufgenommen. Das Treffen soll an einem geheimen Ort stattfinden, über die Inhalte sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Splanemann. Die Einigung war in einem rund dreistündigen Spitzentreffen zwischen Verdi-Landeschefin Susanne Stumpenhusen, BVG-Chef Andreas Sturmowski und Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) erzielt worden.

Die Arbeitgeber hatten vor dem Spitzentreffen erklärt, sie wollen ihr Angebot von 20 Millionen Euro für zwei Jahre nicht erhöhen. Laut Gewerkschaft reichte dieser Betrag aber nicht einmal für den Inflationsausgleich. Verdi hatte bis zu neun Prozent mehr Gehalt für die rund 12.000 Beschäftigten der BVG und ihrer Tochtergesellschaft Berlin Transport (BT) gefordert.

Die am Montag in Potsdam erzielte Tarifeinigung für die rund 1,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen sieht unter anderem eine Anhebung der Monatsgehälter zum 1. Januar 2008 um einen festen Sockelbetrag von 50 Euro und 3,1 Prozent im Westen und zum 1. April 2008 im Osten vor. Zum 1. Januar 2009 gibt es eine Einmalzahlung von 225 Euro und eine Anhebung aller Löhne um 2,8 Prozent. Zugleich wird die Wochenarbeitszeit im Westen mit wenigen Ausnahmen auf 39 Stunden verlängert.

Wolfgang Schoenwald, Claudia Pietsch[ddp]

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