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Finanzkrise: Führungskräfte sehen schwarz

Berliner Manager erwarten eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftslage. DIW-Präsident Zimmermann glaubt: die negative Stimmung ist übertrieben.

Berlin - Führungskräfte der Berliner Wirtschaft haben noch nie seit 1999 so pessimistisch in die Zukunft gesehen wie derzeit. Das ergibt die Umfrage „Managerpanel“, die der Tagesspiegel zusammen mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Berliner Volksbank seit 1999 zweimal pro Jahr durchführt. Die aktuelle Erhebung im Oktober richtete sich an 126 Berliner Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Wirtschaft, von denen 38 geantwortet haben. Die Hälfte von ihnen erwartet, dass sich die wirtschaftliche Lage in Berlin in den kommenden zwölf Monaten deutlich verschlechtern werde. Im Frühjahr dieses Jahres glaubten dies nicht einmal zehn Prozent. Dass sich die Lage deutlich verbessern werde, erwartet keiner. Das gab es bisher nur einmal, bei der Frühjahrs befragung 2003.

Als Hauptgrund für die düstere Zukunftssicht sei von den Teilnehmern die internationale Finanzkrise genannt worden. Das sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann bei der Präsentation der Ergebnisse am Mittwochabend. Als Folge der Krise erwarten die Manager, die sowohl bei Großunternehmen wie bei kleineren Betrieben arbeiten, einen konjunkturellen Abschwung und Konsumzurückhaltung. Allerdings sehen die Befragten ihre eigene Lage deutlich besser als die allgemeine: 83 Prozent der Befragten befürchten gravierende Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, aber nur 34 Prozent sehen die eigene Branche schwer betroffen. Für das eigene Unternehmen erwartet mehr als die Hälfte nur geringe Auswirkungen, fast jeder Fünfte gar keine.

In der negativen Sicht werde „vieles übertrieben eingeschätzt“, sagte denn auch Zimmermann. Bisher gebe es weder einen Rückgang der Beschäftigung noch des Konsumklimas – noch klagten die Unternehmen über Schwierigkeiten, an Kredite zu kommen.

„Es gibt keine Kreditklemme, es gibt nur die Angst davor“, beruhigte auch Stephan Schwarz von der Handwerkskammer. Sigram Schindler, Vorstandsvorsitzender der Teles AG Informationstechnologien, widersprach. „Ich höre etwas anderes. Die Lage ist katastrophal.“

Im Vergleich mit sechs anderen deutschen Regionen wie etwa Hamburg, dem Rhein-Main-Gebiet oder München sehen durchschnittlich 58 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Entwicklung in der Hauptstadt gleichauf. Durchschnittlich zwölf Prozent glauben, dass die Entwicklung in Berlin besser sei. Dieser Wert war bei der Frühjahrsbefragung noch deutlich besser. Insbesondere die Entwicklung in München wurde diesmal von den Managern besser eingestuft.

Dabei steht Berlin mit seiner wirtschaftlichen Situation im Vergleich recht gut da. Das Wirtschaftwachstum lag in Berlin bei 2,5 Prozent im ersten Halbjahr 2008. Das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als im Rest der Republik. „Bleibt zu hoffen, dass Berlin diese Position halten kann“, sagte Zimmermann.

Matthias Jekosch

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