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Gisela von der Aue: Gute Führung? Justizsenatorin auch in Berlin umstritten

Ein Potsdamer Urteil wirft Gisela von der Aue Schikane vor. Die Behördenchefin weist die Vorwürfe zurück.

Von Sabine Beikler

Das waren harte Worte, die sich Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) am Donnerstag von Richterin Phieler-Morbach am Landgericht Potsdam anhören musste: Der wegen Betrugs verurteilte Brandenburger Rechnungshof-Vize Arnulf Hülsmann sei einer „schikanösen, zermürbenden Behandlung“ und einem „unerbittlichen Verfolgungseifer“ von der Aues, der früheren Präsidentin des Landesrechnungshofes, ausgesetzt gewesen. Das Urteil sorgte am Freitag auch in Berlin für Gesprächsstoff: „Offensichtlich scheut Frau von der Aue nicht davor zurück, Psychoterror als Arbeits- und Führungsmittel einzusetzen“, sagte Cornelia Seibeld, rechtspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Es stelle sich die Frage, ob von der Aue „wirklich die richtige Frau an der richtigen Stelle“ sei.

Gisela von der Aue wies Vorwürfe zurück, sie habe Hülsmann „schikanös“ behandelt. „Ich bin internen Hinweisen nachgegangen“, sagte sie. Mehr wolle sie mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht sagen – Hülsmanns Anwältin hatte Donnerstag Revision gegen das Urteil angekündigt. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Führungsstil der 59-jährigen Senatorin kritisiert wird. Im Zuge der Medikamentenaffäre feuerte sie 2006 den langjährigen Staatssekretär Christoph Flügge. „Wie einen räudigen Hund“ habe sie ihn vor die Tür gesetzt, sagen Kritiker, die vor allem den Umgang mit Flügge monieren.

Behördeninsider sprechen davon, dass danach „Jagd auf Flügge-Leute“ in der Verwaltung gemacht wurde. Abteilungsleiter hätten ein „schlechtes Leben“ gehabt. In der Verwaltung sei eine „Wagenburg-Mentalität“ eingezogen, da sich von der Aue mit Gefolgsleuten umgebe. Staatssekretär Hasso Lieber und von der Aues Büroleiter Mark Weber seien ihr von Brandenburg nach Berlin gefolgt. Es heißt, dass von der Aue ein „ausgeprägtes Kontrollbedürfnis“ habe und jeder Vorgang über ihren Tisch gehen müsse. Mit Spitzenbeamten der Verwaltung und Anstaltsleitern im Justizvollzug habe sie nur ein begrenztes Vertrauensverhältnis entwickelt.

Von der Aue weist solche Vorwürfe von sich. „Ich bin im Umgang total locker. Ich möchte gern alles wissen und lasse mich auch überzeugen“, sagte sie. Sie suche mit Mitarbeitern das „direkte Gespräch“, vertrete aber auch Entscheidungen „konsequent“. Von Mitarbeitern erwarte sie „Loyalität, Offenheit, Engagement und gute Arbeitsqualität“.

Die Haltung der Justizsenatorin, „mit eisernem Besen“ zu kehren, ziehe sich wie ein roter Faden durch ihr Arbeitsleben, sagte FPD-Rechtspolitiker Sebastian Kluckert. Das sei eine „Frage des Geschmacks“. Grünen-Rechtspolitiker Dirk Behrendt hält den Stil von der Aues für „sehr ungeschickt“. Damit mache sie sich nur unnötig das Leben schwer.

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