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Bunte Pracht. Der Gendarmenmarkt soll renoviert werden. Über die Art und Weise wird seit Monaten heftig gestritten.

© dapd

Grün ist der Kahlschlag: Bürgerforum zum Umbau des Gendarmenmarkts beginnt

Stuttgart 21 und Wutbürgertum lassen grüßen: Noch nie wurde eine Bau-Entscheidung derart gründlich diskutiert wie die geplante Umgestaltung des Gendarmenmarkts. Am Dienstag wird über vier Varianten diskutiert.

Zur Erinnerung: Im vorigen Sommer wurde bekannt, dass für eine sechs Millionen Euro teure Sanierung 140 gesunde Kugelahornbäume gefällt werden sollten. Die Volksseele kochte, und der Verein der Freunde und Förderer des Gendarmenmarkts sammelte insgesamt 23000 Unterschriften für die Bäume und für eine behutsame Sanierung des beliebten Platzes. Sechs Ordner mit all diesen Bekundungen pro Gendarmenmarkt standen am Donnerstag als stumme Zeugen für Volkes Wille in einer Ecke im Saal 306 der Bauverwaltung Am Köllnischen Park, wo Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erläuterte, wie es mit dem Gendarmenmarkt weitergeht.

Am kommenden Dienstag um 18 Uhr beginnt im Großen Saal des Konzerthauses das vierte und für die Zukunft des Platzes wohl entscheidende öffentliche Bürgerforum, schon ab 16 Uhr kann man sich im Beethoven-Saal über die vier zur Abstimmung stehenden Varianten informieren. Jede Variante ist mit einer Farbe deklariert, jeder Besucher erhält am Eingang vier Abstimmungskarten in Grün, Gelb, Blau und Rot. Auf dem Podium werden Lösungsansätze diskutiert, Gutachter sprechen, dann wird abgestimmt.

Variante A ist grün, obwohl gerade sie eine „schrittweise Umformung des durch die Ahornbäume gebildeten niedrigen Baumdaches zur Solitärbepflanzung“ vorsieht: Kahlschlag zugunsten einiger neuer Bäume. Plan B erhält die Bäume an der Charlottenstraße, Variante C belässt das Baumfeld an der Französischen Straße und D behält die vertraute Situation bei, lediglich sieben kranke Ahornbäume müssten entfernt werden. Nach einem Bodengutachten sei das komplette Pflaster zu erneuern, Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe möchte, dass Weihnachtsmarkt und Freiluftklassikkonzerte wie bisher stattfinden, ab 2012 soll der Bau beginnen, vier Jahre dauern.

Eine Entscheidung wird nicht leicht, da sich viele Interessen treffen: Ökologie, Ökonomie, Tourismus, Gastronomie, Anwohner – jeder hat eigene Vorstellungen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz sagt: Die Ahorne sind gesund und standsicher, es gibt keinen Grund, sie zu fällen. Ihr Dach bietet Schatten und hält den Verkehrslärm fern. Matthias Loerbroks, der Pfarrer der Französischen Friedrichstadtkirche, begrüßt dagegen eine Umgestaltung, denn „die kleinen Ahornbäumchen versperren den Blick auf die Kirche und die Sicht auf die großen und schönen Bäume, die es ja auch gibt und die durch weitere wirkliche Bäume zu ergänzen wären“.

Und die Gendarmenmarktfreunde fordern eine behutsame Instandsetzung, respektvollen Umgang mit dem Platz und mit seinen Bäumen. Im Schauspielhaus ist also am Dienstag ein kontrastreiches Programm zu erwarten. Lothar Heinke

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