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Stroebele

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Grüne: Ströbele will es noch mal wissen

Lange hatte Christian Ströbele überlegt, ob er noch einmal kandidieren soll. Er geht stramm auf die 70 zu, sich aber aufs Altenteil zurückziehen, ist nicht seine Sache. Der Grünen-Politiker ist für die Bundestagswahlen als Direktkandidat nominiert.

Von Sabine Beikler

Schon nach einer Minute hat er die Lacher auf seiner Seite. „Christian Ströbele ist der Erste, der sich vorstellen darf“, fordert die Versammlungsleitung den Grünen-Politiker am Dienstagabend im „Haus der Demokratie“ zu seiner Bewerbungsrede auf. Ein Heimspiel für den 69-Jährigen: Niemand tritt gegen Ströbele an, der nach den Bundestagswahlen 2002 und 2005 zum dritten Mal das bisher bundesweit einzige grüne Direktmandat holen will. Und mit etwas mehr als 91 Prozent nominieren die Mitglieder den Parteilinken als Kandidaten für den Ost-West-Wahlkreis 84 Friedrichshain-Kreuzberg, Prenzlauer Berg Ost.

Dort tritt Christian Ströbele gegen die Kandidaten Björn Böhning (SPD), Halina Wawzyniak (Linke) und Vera Lengsfeld (CDU) an. Für die FDP bewirbt sich Landeschef Markus Löning, die Nominierung erfolgt aber erst am 14. Februar.

Lange hatte Ströbele überlegt, ob er noch einmal kandidieren soll. Er geht stramm auf die 70 zu, sich aber aufs Altenteil zurückziehen, ist nicht seine Sache. „Ich will nicht ruhen und nicht rasten. Ich will weitermachen“, sagt er. Die Liste seiner selbst gesetzten Aufgaben ist lang. Zunächst die Außenpolitik: der Kampf dafür, dass Deutschland Guantanamo-Gefangene aufnimmt, der Kampf gegen die Entsendung deutscher Soldaten nach Afghanistan, die Forderung, George „Dabbeljuh“ Bush – wie Ströbele betont – wegen der „völkerrechtswidrigen Angriffskriege“ vor ein internationales Strafgericht zu stellen.

Innenpolitisch will er wie die Gesamtpartei die Hartz-IV-Sätze von 351 Euro auf 420 Euro aufstocken. Transparent müsse die Verteilung der von der Bundesregierung in der Finanzkrise zur Verfügung gestellten Gelder an Unternehmen und Banken erfolgen. „Zutiefst undemokratisch“ sei es, dass die Verteilung nur einer Kommission mitgeteilt werde, die zur Vertraulichkeit verpflichtet ist.

Ströbele versteht sich als „Lobbyist“ für die Bürger. In seinem Wahlkreis will er sich weiter für Baumpflanzungen, gegen überdimensionierte Spreeufer-Bebauungen und für Bethanien einsetzen. Was er bisher gemacht hat, soll in einem Rechenschaftsbericht nachzulesen sein, den er – wie schon die Jahre zuvor – im Sommer an die Haushalte verteilen will.

Dass er möglicherweise mitten in der Legislaturperiode aufhören und sein Mandat zur Verfügung stellen könnte, wie es Parteifreunde vermuten, bestreitet er entschieden. „Das ist Unsinn. Ich kandidiere für eine ganze Wahlperiode.“ Und fast trotzig antwortet er auf die Frage, ob er vielleicht noch ein viertes Mal für den Bundestag kandidieren wolle: „Ich sage nie nie.“ Sabine Beikler

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