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Wowereit

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Klaus Wowereit: "Fragen Sie!"

Keine gewöhnliche Pressekonferenz: Berlins Regierender Bürgermeister umschifft derzeit lächelnd alle Klippen. Sarrazin-Nachfolge? "Welche Nachfolge?!" Die Modemesse Bread & Butter im Flughafen Tempelhof? "Eine hervorragende Entscheidung!"

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Nadelstreifenanzug und blaue Krawatte. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit schlendert, mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen, in den Raum 319 im Roten Rathaus, der gut gefüllt ist mit Journalisten. "Also, in der Senatssitzung gab es keine großen Themen, und es hätte nahe gelegen, die Pressekonferenz abzusagen, aber ich habe gedacht, das wäre falsch." Forschend schaut Wowereit in die Runde. "Jetzt haben Sie die Gelegenheit, fragen Sie!"

Nach einem kurzen, verblüfften Schweigen kommen die Fragen, die den Regierenden wiederum gar nicht überraschen. Wer folgt dem Finanzsenator Thilo Sarrazin nach? "Welche Nachfolge?" Na, es werde doch gemunkelt… "Gemunkelt wird seit über einem Jahr." Es gehöre zu den schönsten Dingen am frühen Morgen, Zeitung zu lesen, sagt Wowereit. Da stünden viele Gerüchte geschrieben, daran könne er nun mal nichts ändern. "Ich ärgere mich nur, wenn was Richtiges in der Zeitung steht." Aber den gemeinsamen Kandidaten Berlins und Brandenburgs für den Bundesbank-Vorstand, der am 17. Februar von beiden Kabinetten gekürt werden soll, gibt er gewiss nicht preis. "Chefsache!"

Es folgt, natürlich, die Frage zum Tempelhofer Ansiedlungsstreit. Gestenreich und ausführlich erläutert Wowereit seine "hervorragende Entscheidung" zugunsten der Modemesse Bread and Butter. Ob er sich durch die öffentliche Kritik ungerecht behandelt fühle? Da muss er lachen. "Ein Regierender Bürgermeister fühlt sich öfter ungerecht behandelt."

Neuwahlen? Wenn es eine Mehrheit gibt, dann ist das so

Dann sorgt er für Gesprächsstoff: Für Lehrertarife müsse es eine bundesweite Obergrenze geben. "Sonst kommt das gesamte Gefüge ins Rutschen; der erste bietet 500 Euro mehr, der zweite packt 600 Euro drauf, und dann kommen die Justizbeamten und wollen auch mehr Geld." Wowereit skizziert so, wie er sich vorstellt, das Problem der Nachwuchslehrer in den Griff zu bekommen, die wegen schlechter Bezahlung Berlin verlassen.

Wowereit glaubt zwar nicht, dass sich die Länder noch 2009 über die Lehrerbezahlung einigen. Aber der Druck werde wachsen und es müsse eine Lösung über Berlin hinaus geben, ansonsten werde es bei der Lehrerbesoldung eine "Spirale ohne Ende" geben. Der Senat wird demnächst in Klausur darüber reden. Nächste Frage: Kommt die Kunsthalle doch an den Humboldthafen? Wowereit fände das gut, hält es aber offen. "Es wird eine Entscheidung zu treffen sein." Eine Journalistin will dann wissen, was er von der Unterschriftensammlung für Neuwahlen hält. "Ja, was soll ich denn dazu sagen." Volksbegehren seien naturgemäß gegen die Regierung gerichtet. "Und wenn Bürger für ihr Anliegen eine Mehrheit finden, dann ist es so."

Hinten im Saal steht Björn Böhning, der Planungschef Wowereits, und lauscht, welche Fragen die veröffentlichte Meinung bewegen. Wowereit handelt noch rasch die Enthaltung Berlins zum Konjunkturpaket des Bundes als "ganz normalen Vorgang" ab. Und am Ende prophezeit er, dass aus der "Schuldenbremse" für Bund und Länder nichts werden kann. "Eine rein theoretische Debatte." Das funktioniere so nicht. Auch hier seien Ehrlichkeit und Realitätsnähe angebracht, sagt der geborene Pragmatiker.

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