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Landesregierung: Das Ende der Dickschiffe

Jahrelang war die Berliner Landesregierung mit einer Flotte besonders klimaschädlicher Dickschiffe unterwegs – repräsentativ, doch ökologisch mehr als bedenklich. Im Fuhrpark der Landesregierung stehen jetzt genügsamere Fahrzeuge als vor zwei Jahren

Jahrelang war die Berliner Landesregierung mit einer Flotte besonders klimaschädlicher Dickschiffe unterwegs – repräsentativ, doch ökologisch mehr als bedenklich. Jetzt wurde mit Blick auf den drohenden Klimawandel abgerüstet: Die durstigen Dienstwagen von Senatoren, Staatsekretären und Fraktionschefs sind in den vergangenen beiden Jahren durch deutlich sparsamere Modelle ersetzt worden.

In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Claudia Hämmerling nennt Innensenator Ehrhart Körting (SPD) für die 39 Fahrzeuge der Landespolitiker einen Durchschnittsverbrauch von aktuell immerhin 6,4 Liter gegenüber 8,1 Liter im Jahr 2007. Der CO2-Ausstoß sank von 207 auf 164 Gramm pro Kilometer. Bei einer Gesamtfahrleistung des Regierungsfuhrparks von knapp einer Million Kilometer pro Jahr werden so rund 40 Tonnen CO2 vermieden. Die acht Senatoren und der Regierende Bürgermeister liegen zwar noch knapp über dem Durchschnitt, aber auch sie sind inzwischen klimafreundlicher unterwegs.

Klaus Wowereit fährt wie gehabt eine Limousine mit Zwölfzylindermotor, ist allerdings vom Audi A8 (13,9 Liter im Mix) auf einen 7er BMW (11,4 Liter) umgestiegen. Drei Senatoren fahren Mercedes E-Klasse (6,2 Liter Diesel). Hinzu kommen vier unterschiedlich motorisierte Audis (5,7 bis 7,1 Liter Diesel) und der Toyota Prius von Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke), der mit seinen 4,3 Litern Benzinverbrauch nach wie vor der Sparmeister ist.

Was der Landeshaushalt beim Sprit spart, muss er allerdings bei den Leasingraten wieder drauflegen: Der Hybrid-Toyota ist sogar teurer als die Nobelkarossen der deutschen Hersteller. Offenbar bemühen sich Mercedes, BMW und Audi durch besonders günstige Konditionen gezielt um eine öffentliche Präsenz. So ist es ein offenes Geheimnis, dass Mercedes auch Taxibetrieben teils enorm günstige Angebote macht und dass die – inzwischen allerdings wieder abgestoßenen – BMWs der Berliner Polizei zu unschlagbaren Raten geleast worden waren.

Für die Politiker dürfte die automobile Diät leicht zu verschmerzen sein, weil großenteils nicht die Autos, sondern lediglich deren Motoren kleiner geworden sind. Für den Regierenden und den Innensenator gelten ohnehin besondere Sicherheitsvorschriften, die große Modelle mit starken Motoren erfordern.

Die Umweltsenatorin, die Mitte 2007 per Rundschreiben Sollwerte und Obergrenzen für den CO2-Ausstoß der zumeist jahreweise geleasten Dienstwagen vorgegeben hatte, ist jedenfalls zufrieden: „Wir haben die Sollwerte fast erreicht. Das zeigt, dass die Vorgaben sich an sehr realistischen Kriterien orientiert haben“, sagt Senatorin Lompscher.

Im Sinne des Abgeordnetenhauses ist die aktuelle Flotte allerdings nur teilweise: Das Parlament hatte 2006 nicht nur strengere Verbrauchsgrenzen beschlossen als die jetzt erreichten, sondern auch eine Vorfahrt für Erdgas-Autos, weil deren Kraftstoff besonders sauber verbrennt. Während aber von den 39 Politiker-Autos 2007 noch zwei mit Erdgas fuhren, ist jetzt kein einziger mehr dabei.

Stattdessen dominieren weiterhin Dieselmotoren, die zwar relativ sparsam sind, aber auch große Mengen Stickstoffdioxid ausstoßen. Der EU-weite Grenzwert dafür wurde im vergangenen Jahr an allen Berliner Straßenmessstellen überschritten. Und seit dem Jahreswechsel gilt dieser Grenzwert verbindlich, ähnlich dem für den Feinstaub. Stefan Jacobs

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