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© Günter Peters

Ralf Hillenberg: Der Volksvertreter von der letzten Bank

Ralf Hillenberg, neuerdings fraktionslos, wurde beim ersten Auftritt im Abgeordnetenhaus keineswegs geächtet.

Fraktionslose haben es schwer im Abgeordnetenhaus, sollte man meinen: Sie sind allein und werden von ehemaligen Fraktionskollegen geschnitten. Aber so ist es nicht – jedenfalls war es für den fraktionslosen Abgeordneten Ralf Hillenberg nicht so in der ersten Plenarsitzung, in der er nicht zur SPD-Fraktion gehörte.

Am Dienstagabend hatte der Pankower SPD-Mann seinen Austritt aus der Fraktion erklärt. Er beendete damit fürs Erste eine SPD-Filz-Debatte. Die war entstanden, weil Hillenbergs Baufirma Aufträge der Wohnungsbaugesellschaft Howoge ohne Ausschreibung bekommen hatte. Der Druck auf den Abgeordneten, der sich als Vorsitzender des Petitionsausschusses Anerkennung erworben hat, muss groß gewesen sein. Er fühle sich „persönlich erleichtert“, sagte er am Donnerstag, als er um zehn vor eins den Plenarsaal des Parlaments betrat. Dem Kurz-Kommentar zur Stimmung war ein langer Blick auf die Sitzreihen der SPD-Fraktion voraufgegangen – wohl auch auf die drei einzelnen Stühle in der letzten Reihe.

Gut sichtbar durch die lautlos auf- und zugehende Glastür, befinden sich dort die Arbeitsplätze der fraktionslosen Abgeordneten Hillenberg, Rainer Ueckert (Ex-CDU) und Rainer-Michael Lehmann (Ex-FDP). Zufällig waren Ueckert und Hillenberg zur gleichen Zeit angekommen, um sich vor dem Saal in die Anwesenheitsliste einzutragen, beide fanden schnell zu freundlichem Geplauder. Ueckert ist, wie Hillenberg, einer, der sich politisches Einzelkämpfertum zutraut und alles andere als kontaktscheu wirkt. Der Ex-FDP-Mann Lehmann befindet sich angeblich im Urlaub. Nach dem Stress mit der nächtlichen Räumung seines Büros und den bösen Kommentaren zu seinem angekündigten fliegenden Wechsel in die SPD ist Erholungsbedürfnis verständlich. Der freie Platz neben Hillenberg war nie lange unbesetzt. Sozialdemokraten besuchten den Ex-Kollegen: Christian Gaebler schüttelte ihm die Hand, Ellen Haußdörfer umarmte Hillenberg. Auch Bilkay Oney kam vorbei, die vor vielen Monaten von der Grünen- zur SPD-Fraktion gewechselt hatte.

Dann stand Hillenberg draußen in der freundlichen Wintersonne, rauchte und plauderte mit der zigarettenaffinen Linken Martina Michels. So ein Abgeordnetenhaus ist doch auch ein Ort menschlicher Wärme. Werner van Bebber

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