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Wowereit Riesenrad

© ddp

Riesenrad: 185 Meter hoch hinaus

Spatenstich für das Aussichtsrad am Berliner Zoo. In zwei Jahren soll es fertig sein - und das "London Eye" um 50 Meter überragen.

Es riecht nach großen Tieren und nassem Fell. Jedenfalls nicht feierlich. Ein Aroma umgibt den Wirtschaftshof des Zoos, gegen das auch Sturzregen und Windböen nicht ankommen. Sie blähen nur das Festzelt, in dem der symbolische Spatenstich für eine der künftig größten Berliner Attraktionen gefeiert wird: das höchste Aussichtsrad Europas. Ende 2009 soll es sich drehen, wo jetzt noch der in den 60ern erbaute Wirtschaftshof des Zoos untergebracht ist, hinter dem Busbahnhof an der Hertzallee. Deshalb ist es zugleich der Spatenstich für den neuen Wirtschaftshof, der zuerst neu gebaut werden muss: wenige Meter entfernt und kleiner als zuvor. Im Schlamm neben dem Zelt werden schon die ersten Löcher mit Fundamenten ausgegossen.

Drinnen im Zelt spendet Klaus Wowereit den beteiligten Bezirken ein vergiftetes Lob: Er habe sich gefreut, sagt der Regierungschef, dass die Ämter „ausnahmsweise darum gekämpft haben, dass diese Investition gemacht wird und nicht darum, sie zu verhindern“. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe geht nicht darauf ein und zählt stattdessen die eindrucksvolle Liste der Behörden, Instanzen und Tiere auf, deren Belange bei der Planung berücksichtigt wurden. Auch macht er darauf aufmerksam, dass man sich zwar in der City West, aber keineswegs in Charlottenburg-Wilmersdorf befinde: Der Zoo gehöre traditionell zum Großen Tiergarten, der Wirtschaftshof zum Zoo. Und Tiergarten zu Mitte. Die Bezirksgrenze verläuft rund 50 Meter entfernt.

Diese Lage schien das 120-Millionen- Euro-Projekt zunächst zu erschweren, erwies sich wegen des Bezirkswettstreits ums wirtschaftsfreundlichere Image aber letztlich als Glücksfall. Nur ein Jahr vom Bebauungsplan bis zum Baubeginn ist bei einem derartigen Projekt rekordverdächtig. Entsprechend innig dankt Investor Michael Waiser von der fondsgespeisten Great Berlin Wheel GmbH den Behördenchefs und der Zoodirektion, namentlich Ex-Direktor Jürgen Lange, der das Projekt schon früh unterstützt hat. Langes Nachfolger Bernhard Blaszkiewitz, der zunächst die schöne Aussichtsrad-Simulation hinter dem Podium verdeckt hatte, sagt in seiner Rede, er sei „ja nicht so’n Ästhet“, aber wenn der Baustadtrat das neue Wirtschaftshofgebäude elegant und zeitgemäß finde, werde es wohl so sein.

Der ansonsten schmucklose Bau soll zum Aussichtsrad hin einen Tierfries bekommen. Die vom Berliner Büro Pott Architects entworfene „Abflughalle“ mit ihrem Wildwasserwellendach dürfte dagegen allein schon eine Attraktion werden. Allerdings beginnt deren Bau nach Auskunft von Waiser erst in einigen Monaten. Weil aber schon jetzt die ersten Teile fürs Rad gefertigt würden, könne man trotzdem in zwei Jahren fertig sein. Dann wird das stückweise von unten nach oben aufgebaute Rad sich um seine Nabe drehen, die etwa auf Dachhöhe des nahen Europacenters liegt. 35 Minuten soll eine Runde dauern; der Scheitelpunkt liegt 185 Meter über dem Boden. Aber erst muss der Spatenstich zelebriert werden, für den sich die Promis nun Bauhelme aufsetzen und nach draußen zu den Spaten schreiten. Zu sehen ist wegen der Regenschirme nichts. Aber später, wenn sich das Rad erst dreht, soll die Aussicht grandios sein. Stefan Jacobs

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