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Tempelhofer Feld: Wowereit will neue Landesbibliothek durchsetzen

Die Berliner Kulturverwaltung beharrt auf ihrem Vorhaben, auf dem Gelände des stillgelegten Berliner Flughafens eine neue Landesbibliothek zu errichten. Alternative Standorte wurden bereits geprüft und abgelehnt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der auch das Kulturressort des Senats leitet, beharrt auf dem Bau einer neuen Landes- und Zentralbibliothek (LZB) am Tempelhofer Damm. Bei einer Besichtigung der Berliner Stadtbibliothek in der Breite Straße (Mitte), die in einem bedauernswerten baulichen Zustand ist, wies Kultur-Staatssekretär André Schmitz am Montag erneut darauf hin, wie wichtig das Neubauprojekt sei.

„Ein Topthema für die nächste Legislaturperiode“, sagte auch der Sprecher der Kulturverwaltung, Torsten Wöhlert. In seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause hatte der Senat einem Bericht Wowereits zugestimmt, in dem verschiedene Standortalternativen begutachtet wurden. Das Ergebnis: Einem Neubau auf dem Tempelhofer Feld sei aus Sicht der Kulturverwaltung der Vorzug zu geben. Das Problem ist nur, dass es 270 Millionen Euro kosten wird, für die überlastete und auf mehrere Standorte verteilte Landes- und Zentralbibliothek den gewünschten Ersatz zu schaffen. Die LZB soll das „Flaggschiff“ der öffentlichen Bibliotheken in der Hauptstadt werden, die Zahl von derzeit 5000 Besuchern pro Tag soll verdoppelt werden.

In der geltenden Investitionsplanung bis 2013 ist der umstrittene Neubau allerdings nur mit insgesamt drei Millionen Euro ab 2012 symbolisch vorgemerkt. Schon im Juni 2009 hatte der Senat in einer Klausurtagung einen Grundsatzbeschluss für die neuen Bibliothek gefasst, auch wenn Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) aus haushaltspolitischen Gründen nichts davon hält. Denn um die verfassungsmäßige Schuldenbremse einhalten zu können, müssen die staatlich finanzierten Bauprojekte in den nächsten Jahren voraussichtlich kräftig gekürzt oder verschoben werden.

Seit 1988 gibt es Pläne, die Amerika-Gedenkbibliothek, die Stadtbibliothek, die Senatsbibliothek und diverse Außenmagazine an einem Standort zu vereinen, zu erweitern und zu modernisieren. Bis heute ist das nicht gelungen. In dem Bericht der Kulturverwaltung an den Senat wird die Absicht formuliert, nun endlich ein „herausragendes Kommunikationsforum und Bildungshaus für alle Berlinerinnen und Berliner mit einer hohen Aufenthaltsqualität“ zu schaffen. Einen „Stützpunkt lebenslangen Lernens“, mit modernen IT-gestützten Arbeitsplätzen.

Weil die Umsetzung solcher Ideen aber eine Stange Geld kostet, hatte der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses den Senat gebeten, erst mal ein Bedarfsprogramm vorzulegen und alternative Standorte zu prüfen. Das ist jetzt geschehen. Unter die Lupe genommen wurden: Kapelle-Ufer, Nordbahnhof, Heidestraße, Yorckstraße (Gleisdreieck), Gutenbergstraße, Blücherplatz, Postbahnhof, Abflughalle Tempelhof, Anhalter Bahnhof und Andreasstraße. Im Ergebnis wurde aber doch ein Neubau auf dem Tempelhofer Feld vorgeschlagen. Ein Umbau des alten Flughafengebäudes komme aus Gründen des Denkmalschutzes und „deutlicher funktionaler Mängel“ nicht in Betracht. Und es müsse mit hohen Betriebskosten gerechnet werden.

Der Neubau hingegen, so begründet die Kulturverwaltung ihre Wahl, ermögliche einen hervorragenden Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, aber auch an Straßen und Autobahn. Auf dem Grundstück könne ein siebengeschossiges, effizientes und benutzerfreundliches Bibliotheksgebäude entstehen.

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