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Thilo Sarrazin: "Hartz IV ist heute mehr als früher ein Fleischergehalt"

Armut ist relativ: Für Finanzsenator Sarrazin beiseitigt höhere Sozialhilfe die Probleme einkommensschwacher Menschen nicht.

Armut ist relativ. Nach behördlicher Definition (EU-Indikatoren) gilt eine allein lebende Person als armutsgefährdet, wenn ihr verfügbares Einkommen die Grenze von 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung unterschreitet.

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat selber nachgerechnet und fand das Ergebnis aufschlussreich: Ein armer Mensch in Deutschland verfügte 2005 (inflationsbereinigt) über mehr Geld als der Durchschnitt der Bevölkerung im Jahr 1960. Das waren doch damals brave Bürger im Wirtschaftswunderland. „Was wir heute beklagen, mangelnde Bildung, soziale Defizite, schlechte Gesundheit wegen Bewegungsmangel, hat also mit Geld nichts zu tun“, sagte Sarrazin schon auf der SPD-Fraktionsklausur in Hamburg. „Hartz IV, das ist heute mehr als früher ein gutes Fleischergehalt.“ Auf der Klausurtagung hatten die Genossen nicht recht verstanden, was Sarrazin damit sagen wollte. Jetzt legt er nach, mit einer grafischen Langzeitbetrachtung.

Die These, die der Finanzsenator daraus ableitet: Den akuten Problemen der unteren Einkommensschichten sei mit höheren Einkommenssubventionen nicht beizukommen. Das Geld für den Lebensunterhalt reiche aus. Nicht die materielle Armut schaffe Probleme, sondern „Sozialisationsdefizite“ führten dazu, dass Menschen keine – ihren Fähigkeiten entsprechende – Ausbildung abschließen, ihr Einkommen selbst erwirtschaften und eine gesundheitsbewusste Lebensführung entwickeln könnten. za

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