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Wanjura-Rückzug: Reinickendorfs CDU beendet Rathauskrise

Nach dem Rückzug von Bürgermeisterin Marlies Wanjura soll Stadtrat Frank Balzer die Nachfolge antreten.

Kreisvorstand und BVV-Fraktion der Reinickendorfer CDU haben Montagabend Bau- und Sportstadtrat Frank Balzer einstimmig als Nachfolger für Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura nominiert. Alle Parteien würdigten die Verdienste der Kommunalpolitikerin, die aus Gesundheitsgründen ihre vorzeitige Pensionierung beantragt hat.

Die Reinickendorfer Christdemokraten waren unter Druck geraten, nachdem Wanjura am Wochenende öffentlich erklärt hatte, dass sie den Regierenden Bürgermeister auf Anraten ihrer Ärzte um die vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten hat. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Kommunalpolitikerin bis zum Erreichen der Altersgrenze im Amt bleiben würde.

Balzer – zugleich einer der drei stellvertretenden Parteichefs in Reinickendorf – ist vom Kreisvorsitzenden Frank Steffel und CDU-Fraktionschef Jürn Jakob Schultze-Berndt vorgeschlagen worden. Die Nominierung sei das Ergebnis einer parteiinternen, offenen Diskussion, sagte Schultze-Berndt dem Tagesspiegel. „Nach der überaus erfolgreichen Ära von Marlies Wanjura werden wir mit Frank Balzer an der Spitze eine neue, zukunftsorientierte Epoche Reinickendorfs einleiten“, erklärte Frank Steffel.

Balzer soll als Bürgermeister auch die Ressorts Finanzen, Personal und Sport verantworten. Das Bauressort und das bisher von Wanjura geleitete Wirtschaftsdezernat soll der Bezirksverordnete Martin Lambert übernehmen. Balzer sei ein ausgewiesener Verwaltungsfachmann, so SPD-Fraktionschef Sascha Braun. Es sei guter Brauch, die Wahl in der BVV „mindestens anteilig“ zu unterstützen.

Mit dem Ausscheiden Wanjuras endet in Reinickendorf eine Ära. Die gelernte Krankenschwester hat in ihrer 14-jährigen Amtszeit mit ihrer unkonventionellen Politik viel für den Bezirk erreicht. Die Bürgermeisterin war im vergangenen Jahr wegen der umstrittenen Finanzierung des Borsighafens und der Spendenbuchhaltung heftiger Kritik ausgesetzt und erstmals erkrankt. Die inzwischen weitestgehend entlastete Kommunalpolitikerin sprach am Wochenende von „politischem Mobbing“. Die Vorkommnisse hätten ihr körperlich so zugesetzt, dass sie es gegenüber den Bürgern nicht länger verantworten könne, die ihr übertragenen Aufgaben „nur noch sehr eingeschränkt“ zu erfüllen. Es habe sich um „Rufmord und Unterstellungen“ durch die politischen Gegner der Bürgermeisterin gehandelt, sagte Fraktionschef Schultze-Berndt.

Wanjura habe ihr Amt „mit Herz und Verstand“ ausgeübt und werde „als Reinickendorfer Bürgermeisterin der Herzen in die Geschichte eingehen“, erklärte Frank Steffel. Mit ihr gehe eine der populärsten und erfolgreichsten Kommunalpolitikerinnen. Ihr Name stehe für Bürgernähe und ausgewogene Kommunalpolitik zum Wohle aller Reinickendorfer, ihre Verdienste würden die Lebensqualität der Bürger weit über ihre Amtszeit hinaus positiv beeinflussen.

Auch SPD-Mann Sascha Braun als heftigster Wanjura-Kritiker würdigte gestern deren Verdienste. FDP-Fraktionschef Andreas Vetter bedauerte die Umstände, die zum Rückzug Wanjuras führten. Ihr wäre „ein anderer Abgang zu wünschen“ gewesen. Die vorzeitige Versetzung in den Ruhestand sei „kein Abschied, wie ihn Frau Wanjura verdient hätte“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anke Petters.

Rainer W. During

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