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Berlin: Langes Warten auf die S-Bahn bei klirrender Kälte

Ausfälle und Verspätungen schränken Betrieb ein Die BVG hat dagegen bisher kaum Frostprobleme

Der Frost und die S-Bahn – sie vertragen sich nicht. Nach der bisher kältesten Nacht des Winters kam die S-Bahn – im Gegensatz zur BVG – gestern nicht in Schwung. Fahrgäste mussten bis zu 50 Minuten auf einen Zug warten. Linien wie die S85 (Grünau/Schöneweide–Waidmannslust)wurden zum Teil komplett eingestellt. Auch heute müsse mit solchen Einschränkungen gerechnet werden, hieß es gestern bei der S-Bahn. Fahrgäste sollten 20 bis 30 Minuten mehr Fahrzeit einplanen. Bei der BVG verspäteten sich meist nur Busse auf Außenstrecken, weil die Fahrer wegen der glatten Straßen nur langsam vorankamen. Auch Autofahrer nahmen den Fuß vom Gas; die Zahl der Unfälle sei nicht übermäßig hoch, teilte die Polizei mit.

Dass es ausgerechnet die S-Bahn so getroffen hat, führen Insider auch auf den enormen Spardruck des Unternehmens zurück, der zu einem Mangel an Fahrzeugen und Mitarbeitern geführt habe. So bliebe kaum noch Zeit, die Fahrzeuge auf die frostigen Zeiten vorzubereiten.

Das Einfrieren der Türen könne hingegen weitgehend verhindert werden, wenn die Mechanik vorher abgeschmiert werde, sagen Mitarbeiter. Dafür fehle aber das Personal. Ein ähnliches Problem gebe es bei den Fahrsperren, die einen Zug stoppen, wenn er bei einem Halt-Zeichen am Signal vorbeifährt. Weil auch hier die Schmierung oft fehle, frören die Fahrsperren fest. Weil sie dann abgeschaltet werden müssen, dürfen Züge nicht schneller als 40 km/h fahren. Der Fahrplan wird dann Makulatur. Im Normalfall dürfen die Züge derzeit mit 80 km/h fahren. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h war bereits im vergangenen Jahr reduziert worden – wegen technischer Mängel.

Wegen des Frostes verkehrt die S-Bahn bis auf weiteres teils mit verändertem Fahrplan: Die Ringbahnlinien (S41/S42) fahren im10-Minuten-Takt. Die S2 fährt zwischen Potsdamer Platz und Lichterfelde Süd nur alle 20 Minuten. Der 10-Minuten-Takt auf der S5 wird nur zwischen Warschauer Straße und Hoppegarten angeboten. Die Linie S75 fährt durchgehend im 20-Minuten-Abstand. Die Fahrten der Verstärkerlinie S85 im Berufsverkehr entfallen. Aktuelle Infos gibt es auch im Internet unter www.s-bahn-berlin.de.

Durchsagen für die wartenden Fahrgäste gab es gestern meist nicht. Auch dies führen Insider auf Personalmangel zurück. Ein modernes Informationssystem über Anzeigen ist bisher an technischen Unzulänglichkeiten gescheitert. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. Die Ausfälle seien kältebedingt und nicht auf Personalmangel zurückzuführen. Verspätungen bis zu einer Stunde gab es auch im Regionalverkehr der Bahn. Ursache seien eingefrorene Weichen und defekte Lokomotiven gewesen.

Solche Probleme hatte die BVG weder bei der Straßenbahn noch auf den im Freien liegenden Strecken der U-Bahn. Auch an den Fahrzeugen habe es keine witterungsbedingten Ausfälle gegeben, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Fahrer ließen sogar zu, dass Fahrgäste in Doppeldeckern auch auf dem Oberdeck stehen durften, was sonst untersagt ist.

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