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Berlin: Langsam werden die Sterne knapp

Neuhardenbergs Schinkelkirche konnte mit einer ungewöhnlichen Spendenaktion restauriert werden Paten können sich an der Decke des Gotteshauses verewigen

Neuhardenberg – Die Sterne in Neuhardenberg gehen langsam aus. Wer sich jetzt noch einen sichern will, muss sich beeilen und die Geldbörse nicht vergessen. 800 oder 1500 Euro müsste einem der Stern schon wert sein. Dafür gibt es aber besonders große Exemplare und zum gleichen Preis gleich zwei oder drei Schönheiten gratis dazu. Allerdings funkeln diese Sterne nicht am Nachthimmel, sondern an der Decke der Schinkelkirche. Es sind genau 6260 Stück, von denen jetzt genau 5000 an Sternpaten in ganz Deutschland und in vielen Ländern der Welt vergeben wurden. Mit dem Geld aus diesen symbolischen Patenschaften und anderen Spenden konnte die 1809 errichtete Kirche in den vergangenen neun Jahren für rund 1,5 Millionen Euro fast vollständig restauriert werden.

Christa Starke, die sich von Anfang an für die – inzwischen vielerorts kopierte – Sternenpatenschaften engagiert, macht um das 5000er-Jubiläum nicht viel Aufhebens. „Das ging in der vielen Arbeit fast unter“, sagt die 73-jährige. Sie vergibt die Sterne, stellt Urkunden und Spendenbescheinigungen aus. Außerdem führt sie die Paten zu ihren Sternen. „Viele Menschen, die in den vergangenen Jahren einen Stern von uns erworben haben oder ihn von Freunden und Verwandten geschenkt bekamen, wollen ihn an der Decke sehen und sich an ihm erfreuen.“ In diesen Fällen holt Christa Starke einen großen Plan der einst von Karl Friedrich Schinkel nach dem Vorbild seines Bühnenbildes für Mozarts „Zauberflöte“ am Berliner Schauspielhaus entworfenen Kirchenhimmels hervor. Jeder Stern kann anhand der auf den Urkunden vermerkten Koordinaten dem Spender zugeordnet werden. Dann greift Christa Starke zum Laserpointer und erfasst mit dem Strahl das Spendenobjekt an der Kirchendecke.

Die meisten Neuhardenberger Sterne, die in ihrer kleinsten Form am Anfang der Aktion noch 80 Euro kosteten, werden als Geschenk zu Hochzeiten, runden Geburtstagen, Taufen, zur Konfirmation oder zu Geschäftsjubiläen erworben. Manche Familien und Ehepaare entscheiden sich ganz einfach für einen allgemeinen „Schutzstern“. Doch auch von ernsten Ereignissen erzählen die Patenschaften. Familien erinnern damit an einen Verwandten in der Ferne, oder Eltern widmen ihrem verstorbenen Kind einen Stern. Andere verbinden die Spende mit dem Gefühl, einen Beitrag für die Restaurierung der Kirche und deshalb für die Region im Oderbruch geleistet zu haben.

Für viele Menschen ist die Sternenpatenschaft ein Grund, immer wieder nach Neuhardenberg zu fahren. Dann sitzen sie nicht nur unter ihrem ganz persönlichen Stern, sondern bummeln auch durch den Park, besichtigen das renovierte Schloss oder besuchen die sehenswerte Ausstellung über die wechselvolle Geschichte des Ortes, der einst Treffpunkt der Verschwörer des 20. Juli 1944 war und der zu DDR-Zeiten zwischen 1949 und 1990 den Namen Marxwalde tragen musste. Claus-Dieter Steyer

Weitere Auskünfte zu den Sternenpatenschaften erteilt Christa Starke unter der Telefonnummer 03 34 76/ 506 51. Die Kirche ist dienstags bis sonntags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Informationen im Internet unter www.schinkel-kirche.de

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