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Berlin: „Lasst die Mütter mal machen“

Normale Geburt soll Weltkulturerbe werden.

Herr Abou-Dakn, Sie wollen die normale Geburt zum Kulturerbe der Unesco machen. Warum das denn?

Wir wollten Erstaunen erzeugen und die Menschen zum Nachdenken bringen. Die normale Geburt gerät immer mehr in Vergessenheit. Wir wollen, dass den Frauen Zutrauen zugesprochen wird.

Sie sind Chefarzt einer Berliner Klinik für Geburtshilfe. Was verstehen Sie denn unter einer normalen Geburt?

Viele denken heute, ein Kaiserschnitt sei normal. Wir haben in Deutschland eine Kaiserschnittrate von 32 Prozent, in Brasilien sogar von über 50 Prozent. Wir möchten, dass die Ärzte im Hintergrund bleiben, eine Geburt ohne Schmerz- und Wehenmedikation und ohne Operation stattfinden kann. Wir machen heute zu viele Kaiserschnitte, die medizinisch nicht notwendig sind.

In Berlin wurden zehn Bewerbungen für das immaterielle Kulturerbe eingereicht, die die Senatskulturverwaltung jetzt auswertet. Rechnen Sie sich Chancen aus?

Wir hoffen, dass unser Vorschlag unter den zweien sein wird, die der Senat über die Kultusministerkonferenz an die Unesco weitergibt, damit auch bundesweit über das Thema diskutiert wird. Das ist keine Kampagne gegen den Kaiserschnitt, aber wir möchten die Geburt wieder sanfter gestalten.

Was macht die normale Geburt wertvoll?

Für eine Frau ist die Geburt ihres Kindes eine besondere Situation. Sie ist stolz auf das, was sie geleistet hat. Und für das Kind ist es besser, es braucht den Geburtsstress. Wir müssen dazu zurückkehren, die Mütter selber machen zu lassen, auf ihre Kräfte zu vertrauen.

Die Fragen stellte Veronique Rüssau.

Michael Abou-Dakn ist seit 2005 Chefarzt der Klinik für

Gynäkologie und

Geburtshilfe

des katholischen

St.-Joseph-Krankenhauses in Tempelhof.

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