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Berlin: Last-Minute für Mutti

Viele suchten gestern Präsente zum Muttertag – am liebsten aus Schokolade

Der Knirps war ratlos. Nur 3,50 Euro weit reichte seine Finanzkraft. Das Sechserpack Teelichter in Form orangefarbener Badeschlappen, die er sich gestern Vormittag bei Pflanzen-Kölle in Teltow als Geschenk für den Muttertag ausgesucht hatte, lag eindeutig außerhalb seiner Möglichkeiten. Kleine Kerzen sollten es schon sein, seit er in der Schule Muttertagslichter gesehen hatte, einsfünfzig das Stück. Leider hatte er nicht zugegriffen. Aber die zwei Äpfel da, giftgrün, mit den Dochten als Stiel, für 2,49 Euro – gekauft.

So wie dem kleinen Mann ging es gestern vielen, die auf der Suche nach einem passenden Last-Minute-Präsent Blumenläden, Warenhäuser und jeden anderen Erfolg versprechenden Laden durchstreiften. Die einschlägigen Einkaufstempel und Markenartikler hatten den alljährlichen Werbewirbel um Mutters Tag zuverlässig auch diesmal eröffnet, ist er doch bis auf Weiteres der letzte, an dem man Geschenke als guten alten Brauch darstellen kann. Doch trotz der auf den 14. Mai zielenden Kampagnen: Wie so oft hatten viele den Tag verdrängt und standen nun vor einem Problem. Bei Kölle jedenfalls war es, auch bedingt durch die Pflanzsaison, am frühen Nachmittag so voll, dass es nicht möglich war, aus authorisiertem Mund eine Auskunft über die Auswirkungen des Muttertags auf den Umsatz zu erlangen. Was Auskunft genug ist.

Beim KaDeWe dagegen hatte man um diese Zeit sogar schon eine Zahl parat; der Laden voll, bei zehn Prozent Umsatzplus gegenüber normalen Sonnabenden, wobei man aber kaum feststellen könne, wie weit daran der Muttertag beteiligt sei. Das ist er offenbar je nach Produktgruppe in unterschiedlicher Weise. In der Parfümerieabteilung, wo man in den vergangenen Jahren oft von Mutters Ehrentag profitierte, scheint diesmal kein zusätzlicher Kaufschub ausgelöst worden zu sein. Jedenfalls beklagte man an zwei Ständen den ruhigen Umsatzverlauf, schob dies aufs schöne Wetter.

Bei den Süßwaren im sechsten Stock aber herrschte eitel Freude. Schokoladiges vornehmlich in Herzform, aber auch Blumensträuße aus mehrfarbigen Nudeln oder Lebkuchenherzen „zum Selberbeschriften“ füllten eine imponierende Verkaufsfläche, und es wurde auch gekauft, die ganze Woche schon, von Berlinern, aber auch Touristen, die das Präsent mit nach Hause nehmen wollten. Gestern aber, so eine mütterlich wirkende Verkäuferin, war der Spitzentag. Am laufenden Band gingen Herzen über den Ladentisch, eine süße Gabe für Mutti – in letzter Minute.

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