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© dpa

Laubbläser: Blitzblanke Bio-Wüste

Laubbläser erleichtern den Frühjahrsputz im Garten. Doch sie sind ungesund und ökologisch verheerend. Das Umweltbundesamt würde die Geräte am liebsten verbieten.

Das lange Wochenende ist die Gelegenheit zum Frühjahrsputz im Garten. Dass es noch unter der letzten Hecke oft tiptop aussieht, ist auch den Laubsaugern und -bläsern zu verdanken, die es schon für weniger als 100 Euro im Baumarkt gibt. Viele Privatleute nutzen die Geräte, mit denen auch die BSR im Herbst durch die Straßen zieht. Allerdings zum großen Verdruss von Naturfreunden und Nachbarn. Das Umweltbundesamt (UBA) würde die Geräte für den privaten Gebrauch am liebsten verbieten. Mehrere Tagesspiegel-Leser, die auf das Thema aufmerksam gemacht haben, wohl ebenfalls.

Vor Jahren haben Wissenschaftler vom UBA auf dem Corrensplatz in Dahlem den Test gemacht – und festgestellt, dass Laubbläser nicht nur so laut sind wie Presslufthämmer, sondern auch Unmengen Pilzsporen und Keime, etwa aus Hundekot, aufwirbeln. Die Keime müssen nicht gleich krank machen, aber auszuschließen ist es auch nicht. Hinzu kommt ein lokales Feinstaub-Problem. Christian Fabris, Fachmann für Lärmminderung am UBA, sagt: „Die Leute sollten lieber zu Rechen und Besen greifen.“ Zudem dürfte rund ein Drittel aller Laubbläser gar nicht verkauft werden, weil das obligatorische CE-Prüfzeichen fehle, das den Lärmpegel angibt. Offenbar kämen die Ämter mit den Kontrollen nicht nach.

Auch die BSR bekommt immer wieder Beschwerden, aber nach Auskunft von Unternehmenssprecher Bernd Müller werden die Gebläse nur zur Laubbeseitigung eingesetzt, nicht aber beim Frühjahrsputz auf den Straßen. „Außerdem verwenden wir die modernsten Geräte“, sagt Müller – was das UBA bestätigt: „Die haben sich schon bei uns danach erkundigt.“ Alles Laub manuell zu beseitigen, wäre für die BSR zu teuer, sagt Müller. Auch andere Städte haben die Handarbeit aus Kostengründen verworfen und dulden die Laubbläser. UBA-Experte Fabris sagt, dass die Geräte in Wohngebieten bundesweit nur werktags von 9 bis 13 und 15 bis 17 Uhr betrieben werden dürften und der Senat den privaten Einsatz in ruhigen Kiezen verbieten könnte. Eine Sprecherin der Umweltverwaltung belässt es beim Appell: „Wir sehen das Problem, aber ein Verbot wäre übertrieben.“

Umweltverbände sehen nicht nur das Lärm-, Keim- und Abgasproblem der Geräte, sondern auch die biologische Wüste, die sie hinterlassen: Laub ist kein Abfall, sondern Recycling. Und Wohnstätte für allerlei Kleingetier, ohne das die Natur nicht funktioniert, weil es Humus bildet und andere Tiere wie Vögel und Igel ernährt. Noch schlimmer als Laubbläser sind aus Sicht der Umweltschützer Laubsauger: Die schlucken sogar Kröten, ohne dass der Gartenfreund es überhaupt merkt. Stefan Jacobs

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