zum Hauptinhalt
Angstmacher. Die Abwerbung junger Lehrer treibt Berlins Schulen um. Foto: Mike Wolff

© Mike Wolff

Berlin: Lehrer sollen Angestellte bleiben Geteiltes Echo auf Koalitionsentscheidung

Erleichterung bei den einen, Empörung bei den anderen – so groß war am Mittwoch die Bandbreite der Reaktionen auf die Entscheidung von Rot-Schwarz, nicht zur Verbeamtung von Lehrern zurückzukehren. Die Begründung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), dass ein abermaliger „Systemwechsel“ zu teuer sei, überzeugte nicht alle.

Erleichterung bei den einen, Empörung bei den anderen – so groß war am Mittwoch die Bandbreite der Reaktionen auf die Entscheidung von Rot-Schwarz, nicht zur Verbeamtung von Lehrern zurückzukehren. Die Begründung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), dass ein abermaliger „Systemwechsel“ zu teuer sei, überzeugte nicht alle. Dies gilt auch für seine Warnung vor den großen Pensionslasten für Beamte.

„Dieses Regierungsbündnis provoziert eine Bildungskatastrophe“, warnte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) angesichts der Abwanderungstendenzen junger Lehrer in andere Bundesländer. „Was wird der neue Senat nun tun, um die Lehrer in Berlin zu halten?“, fragte Torsten Ulrich von der Initiative „Verbeamtung. Jetzt!“. Er und seine Mitstreiter seien „enttäuscht und frustriert“ über die Entscheidung des neuen Regierungsbündnisses. Ulrich verwies darauf, dass es schon jetzt nicht genügend Lehrer gebe. Etliche Schulleiter seien verzweifelt darüber, dass sie sich mit ungeeigneten Kräften behelfen müssten. Selbst Bewerber, die seit Jahrzehnten nicht in ihrem Beruf gearbeitet hätten, seien genommen worden. „Gruselig“ sei die Situation bei den Vertretungslehrern: Hier würden sogar Leute eingestellt, die zweimal im Referendariat gescheitert seien und deshalb als ungeeignet gelten.

„Es war unglaublich schwierig, die freien Stellen zu besetzen“, bestätigt Renate Lecke von der Neuköllner Sekundarschule am Britzer Damm. Sie findet zwar nicht, dass Lehrer Beamte sein müssen. Aber man müsse sie besser bezahlen, um den Nachteil gegenüber den Beamten auszugleichen. So sieht das auch Paul Schuknecht von der GEW-Schulleitervereinigung. Neben einem vergleichbaren Gehalt schlägt er vor, sie mit weniger Unterrichtsstunden zu belasten.

Dem stimmt auch die Opposition zu. Es sei zwar eine „weise Entscheidung“, nicht erneut zu verbeamten. Man müsse aber bessere Arbeitsbedingungen anbieten, um Lehrer an Berlin zu binden, sagten übereinstimmend Özcan Mutlu (Grüne) und Mieke Senftleben (FDP). Ähnlich äußerten sich Eltern- und Schülervertreter. Landesschülersprecher Jonas Botta meinte, dass Lehrer nicht verbeamtet sein sollten, „weil sie – anders als Polizisten – keine hoheitliche Aufgabe ausfüllen“. Es müsse aber etwas geschehen, um den „unglaublichen Wettbewerbsnachteil“ gegenüber den anderen Bundesländern auszugleichen. Wie das genau gehen kann, ist unklar angesichts der Finanznot. Die SPD-Bildungspolitikerin Renate Harant will denn auch nicht ausschließen, dass es doch noch irgendwann zur erneuten Verbeamtung kommt. „Das Thema ist noch nicht endgültig gegessen für mich“, sagte sie. Susanne Vieth-Entus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false