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In der Lenau-Schule in Kreuzberg gibt es Streit um die Mischung in den Klassen.

© dapd

Lenau-Schule: Jetzt wehren sich die deutschen Eltern

An der Lenau-Schule in Kreuzberg gibt es weiter Streit um die ethnische Mischung in den Klassen. Eltern mit Migrationshintergrund hatten der Schulleitung Diskriminierung vorgeworfen. Doch nun kommt der Protest aus einer anderen Richtung.

Der Konflikt an der Lenau-Grundschule in Kreuzberg geht in die nächste Runde. Nachdem vor allem türkische Eltern gegen die unausgewogene ethnische Mischung in den Schulanfangsklassen protestiert hatten, ordnete die Senatsbildungsverwaltung wie berichtet an, dass die Klassen neu gemischt werden müssen. Jetzt wehren sich allerdings die Eltern derjenigen Kinder, die in die umstrittene Klasse mit einem überdurchschnittlich hohen Deutschen-Anteil eingeschult worden waren, gegen eine Umsetzung.

Nach Tagesspiegel-Informationen kündigten diese Eltern der Schulleitung am Freitag an, die Entscheidung nicht mitzutragen. Sie wollen sich nun an die Schulrätin wenden. „Ich habe das so verstanden, dass sie ihre Kinder gegebenenfalls auch von der Schule abmelden wollen“, sagte Rektorin Karola Klawuhn. Andere Eltern aus dieser JüL-Klasse, deren Kinder schon ein Jahr an der Schule sind, hätten eine bessere Mischung der Klasse dagegen ausdrücklich begrüßt, sagte eine Lehrerin.

Wie berichtet, war in diesem Jahr an der Schule eine Anfängerklasse eingerichtet worden, die zu 85 Prozent aus Kindern mit deutschem Hintergrund besteht, während in einer anderen Klasse nur Kinder mit türkischer oder arabischer Muttersprache sitzen. Eltern dieser Klasse hatten der Schulleitung daraufhin Diskriminierung vorgeworfen.

Schulleiterin Klawuhn räumte inzwischen ein, bei der Mischung der Klasse Fehler gemacht zu haben. „Ich bin den Wünschen der Eltern zu weit entgegen gekommen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Sie erläuterte, wie es zu der Bildung der Klassen gekommen sei. Die Schule habe sich bemüht, an der Schule eine dem Kreuzberger Kiez entsprechende multikulturelle und sozial ausgewogene Mischung herzustellen. Viele Bildungsbürger hätten lange Zeit einen Bogen um die Schule gemacht und ihre Kinder an anderen Grundschulen im Kiez, etwa der Reinhardswald- oder der Charlotte-Salomon-Grundschule angemeldet. Noch vor drei Jahren habe der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Herkunftssprache an der Lenau-Schule 85 Prozent betragen, inzwischen liege er bei 75 Prozent.

Die Schule hatte es dann vor zwei Jahren Eltern ermöglicht, ihre Kinder gruppenweise anzumelden, und zugesagt, dass ihre Kinder gemeinsam in eine Klasse kommen. In den ersten Jahren seien diese Gruppen bunt gemischt gewesen. Im diesem Jahr habe es aber eine Gruppe von zwölf Kindern mit nur deutschem Hintergrund gegeben. Die Eltern hätten sich beim Tag der offenen Tür im vergangenen September nur unter der Bedingung für die Schule entschieden, dass ihre Kinder in eine bestimmte Klasse und zu einem bestimmten Lehrerteam kommen. „Das hätte ich wohl nicht zusagen sollen“, sagte Klawuhn gestern.

Die Situation zeige, in welchem Dilemma sich die Schule befinde, sagte eine Lehrerin gestern. Es sei gut, dass eine Diskussion darüber stattfinde. Der Schule Rassismus vorzuwerfen, sei allerdings heuchlerisch. Die Ursachen für die Situation lägen viel tiefer und seien ein gesamtgesellschaftliches Problem. Klawuhn hat inzwischen alle betroffenen Eltern angeschrieben und über die Neumischung informiert. Am Montagnachmittag ist zudem eine Versammlung angesetzt, bei der über die Problematik gesprochen werde.

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