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Berlin: Lesen ja, leihen nein

Stadtbibliotheken bieten derzeit nur eingeschränkten Service – das könnte öfter vorkommen

An unerwartete Ausfälle haben sich die Nutzer der Berliner Stadtteilbibliotheken in den vergangenen Monaten schon gewöhnen müssen. Seit Montag können sie nun eine Woche lang keine Bücher ausleihen, diesmal mit Ankündigung. Der Grund: Die Kapazitäten des Computersystems im Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) werden erweitert. Eine Einschränkung, die sich mit etwas Weitsicht hätte vermeiden lassen, sagt Alice Ströver, bildungspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus: „Der Zuspruch der Nutzer auf das vernetzte Angebot wurde von Anfang an unterschätzt.“ Nicht zuletzt deshalb sei es auch immer wieder zu Pannen gekommen.

Schlecht gewählt findet Alice Ströver auch den Zeitpunkt der Umstellung. Schließlich hätten gerade jetzt in den Ferien viele mehr Zeit, mal ein Buch auszuleihen. Die Stadtteilbibliotheken richteten sich vor allem an die sozial Schwächeren, von denen viele nicht das Geld hätten, in Urlaub zu fahren.

In der Stadtbibliothek in der Breiten Straße in Mitte herrschte gestern ungewöhnlich wenig Betrieb zwischen den Regalen. Viele Nutzer wussten von den Einschränkungen, einige aber nicht. Stefan Klinker wollte ein Buch für seine Diplomarbeit ausleihen und musste mit leerem Rucksack wieder auf sein Fahrrad steigen. So wie er reagierten aber die meisten mit Verständnis.

Ab Montag wird die Ausleihe dann wieder möglich sein, ein Tag vor dem manchem Bibliothekar schon jetzt graut. Denn dann ist erstens mit einem großen Ansturm zu rechnen, zweitens müssen die ganzen in der Zwischenzeit zurückgegebenen Bücher, Videos, CDs noch einmal verbucht werden, was jetzt nicht möglich ist. Bei der Leiterin des VÖBB, Christiane Bierendt, heißt es dazu: „Die Bibliotheken sind darauf vorbereitet.“ Allerdings kann auch sie nicht garantieren, dass das System nach dem Neustart reibungslos läuft. Die Erfahrung lehre, dass sich das schwer voraussagen lässt. Man müsse immer wieder nachbessern und optimieren.

Das zentrale VÖBB-Telefon ist dann am Dienstag ab 12 Uhr wieder unter 6951616 zu erreichen, die Internetseite unter www.voebb.de . Wie der VÖBB mitteilt, haben vor allem kleinere Stadtteilbibliotheken in dieser Woche eingeschränkte Öffnungszeiten, einige bleiben geschlossen. Informationen darüber erteilen die Bezirksämter. Für Überschreitungen der Leihfrist werden im Laufe dieser Woche keine Gebühren berechnet. Die Universitätsbibliotheken und die beiden Häuser der Stabi sind von dem Ausfall nicht betroffen.

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