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Berlin: Leser spenden Musikanlagen, Kleidung, Bücher

Der Wagen von Frank Priebe steht kaum still. "Letztens habe ich fast zwanzig Tagesspiegel-Leser besucht, die Sachen für unsere Einrichtung abgeben wollten.

Der Wagen von Frank Priebe steht kaum still. "Letztens habe ich fast zwanzig Tagesspiegel-Leser besucht, die Sachen für unsere Einrichtung abgeben wollten. Und die Leute geben wirklich aus ehrlichem Herzen", freut sich der Kraftfahrer der Kreuzberger Kirchengemeinde zum Heiligen Kreuz. Das Langzeit-Wohnprojekt mit medizinischer Versorgung ist nicht die einzige Einrichtung, die von der Großzügigkeit unserer Leser profitiert. Bis gestern sind schon über 300 000 Mark auf dem Tagesspiegel-Konto für die Obdachlosen-Weihnachtshilfe eingegangen. Doch unsere Leser zücken nicht nur das Portemonnaie.

"Das Echo ist sehr erfreulich", sagt Rainer Deiters, Mitarbeiter im Weglaufhaus für Menschen, die es in psychiatrischen Kliniken nicht mehr ausgehalten haben. "Fünf, sechs Anrufe" gingen in der Villa Stöckle ein, nachdem der Bericht erschienen war. Seit Anfang Dezember haben wir unseren Lesern jeden zweiten Tag eine der zwölf ausgewählten Institutionen vorgestellt - dazu gehören ein Hilfsprojekt mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Türkischen Bund für die Erdbebenopfer in Izmit, auf ambulante medizinische Versorgung spezialisierte Hilfsorganisationen sowie Vereine, die ewta von Zuhause geflüchteten Frauen und Mädchen helfen. Einen Leser aus Spandau hat das Schicksal der Menschen im Weglaufhaus besonders beeindruckt. "Der Mann hat seine Musikanlage mit dem Auto selbst vorbei gebracht", sagt Rainer Deiters. Die Leser haben sich die Rufnummer selbst besorgt, im Artikel hatten wir sie bewusst nicht veröffentlicht. Die Ville Stöckle verfügt leider nicht über ein Fahrzeug zum Abholen. Der Fahrer des Wohnprojekts Nostitzstraße hat indes "angefangen von frisch gewaschener Kleidung über Hausrat und Bücher bis zu Kleinmöbeln" schon Spenden von Tagesspiegel-Lesern aus Steglitz, Lichtenrade, Kreuzberg, Wedding und Mitte abgeholt.

Das bedeutet nun aber nicht, dass kein Geld mehr gebraucht würde - denn die Wunschliste der Organisationen ist lang. Wie berichtet, will die Kirche zum Heiligen Kreuz das Badezimmer behindertengerecht ausstatten. "Wir würden gern die Edelstahlarmaturen gratis bereitstellen", kündigte Klaus Sörensen vom Sanitär-Großhandel Bergmann & Franz Nachfolger aus Tiergarten an. Die Installation müsste jedoch jemand anderes übernehmen

Unterdessen haben sich auch Pharma-Lieferanten gemeldet, die den ambulanten Betreuungsdiensten Spritzen und Desinfektiosmittel schenken möchten. "Bei uns rufen auch viele Leute und Betriebe an, die uns Geld gesammelt übergeben möchten", bilanziert Stefanie Dujardin-Sommer aus der Tagesspiegel-Werbeabeteilung. Zuletzt sammelte der Stephankiez-Betroffenenrat 212 Mark bei einem Fest. Und dann war da noch dieser Leser, der einfach eine Zahlkarte mit 100 Mark ohne Kommentar an die Chefredaktion schickte. Auch diese Spende ist angekommen.

Annette Kögel

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