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Mehr als 60 Jahre nach seinem ersten Einsatz ist jetzt Schluss: Der Rosinenbomber fliegt nicht mehr. Die Aufnahmen der letzten Landung in unserer Bildergalerie...

© dpa

Leserdebatte: "Solche Maschinen haben über der Stadt nichts zu suchen"

Nach der Bruchlandung des Rosinenbombers am Sonnabend fordern Berliner Politiker, die Genehmigung für historische Flugzeuge zu überdenken. Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit.

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Sieben Verletzte und ein Riesenschrecken für die Passagiere – die Bruchlandung des Rosinenbombers hätte weitaus schlimmer kommen können. Nach dem Rosinenbomberunglück am Sonnabend fordern Berliner Politiker, den Einsatz von historischen Flugzeugen über der Stadt zu überdenken. „Von der technischen Ausstattung her sind diese Maschinen museumsreif. Sie sind laut, verbrauchen viel Treibstoff und sind sicherheitstechnisch auf dem Stand von vor 60 Jahren. Sie haben über der Stadt nichts mehr zu suchen“, sagt Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen. Auch Oliver Friederici, Verkehrsexperte der CDU-Fraktion, sagt, man müsse nach diesem Vorfall die Ausnahmegenehmigung für historische Flugzeuge überdenken: „Natürlich müssen die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens berücksichtigt werden, aber die Sicherheit von Passagieren und Anwohnern geht vor.“ Eine konkrete Initiative wolle die CDU aber zunächst nicht ergreifen, sondern das Ergebnis der Untersuchung der DC-3 abwarten.

Die SPD hingegen will die alten Maschinen über Berlin nicht grundsätzlich verbieten. „Man muss erst einmal untersuchen, woran es beim Rosinenbomber genau lag“, sagt Christian Gaebler, verkehrspolitischer Sprecher. „Noch sehe ich keinen Grund, prinzipiell Oldtimer-Flüge zu verbieten. Die Flugzeuge sind zwar veraltet, aber sie werden ja von der Flugaufsicht abgenommen und sind daher generell flugtauglich.“ Nach Auskunft des Luftfahrtbundesamtes hatte auch der am Sonnabend verunglückte Rosinenbomber alles nötigen Genehmigungen und Papiere, um Rundflüge zu machen.

Nachdem im Juli 2005 ein Kleinflugzeug im Regierungsviertel abgestürzt war, hatte die Bundesregierung Flüge über der Berliner Innenstadt grundsätzlich verboten. Ausnahmen gab es zunächst nur für Polizei-, Bundeswehr- und Rettungsflüge sowie für Anflüge auf Tegel und Tempelhof. Kurze Zeit später wurden aber auch die Flüge des Unternehmens Air Service Berlin, dem auch der Rosinenbomber gehört, wieder gestattet worden. Die Firma verdient ihr Geld vor allem mit Oldtimer-Flügen.

Eine statistische Erhebung, ob historische Maschinen unfallanfälliger sind als reguläre Linienflieger oder Privatflugzeuge, gibt es nicht. Ein Vergleich sei nicht möglich, sagte ein Mitarbeiter der zuständigen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Das liege zum einen daran, dass die Zahl der Flugstunden der Oldtimer nicht bekannt sei. Außerdem erfasse die Bundesstelle Flugzeuge nicht nach dem Alter, sondern nach Gewichtsklassen. Generell gebe es ohnehin nur vereinzelte historische Flieger am deutschen Himmel. Ein Mitarbeiter des Berliner Technikmuseums schätzte ihre Zahl auf rund 150. Das letzte Mal verunglückte eine DC-3 vor sieben Jahren in Heidelberg. Von der Ju52 sind der Bundesstelle keine Unfälle bekannt.

Die Berliner DC-3 war am Samstag vollgetankt gestartet und rutschte nach der Notlandung brennend über den Rasen des nahen BBI-Geländes auf einen Bus zu, in dem rund 40 Teilnehmer einer Baustellentour saßen. Dass Flammen aus der Maschine schlugen, erfuhr die Öffentlichkeit nur, weil sowohl Insassen des Flugzeugs davon berichteten als auch Buspassagiere dies fotografisch belegten – entsprechende Berichte waren zuvor von den Behörden als haltloses Gerücht bezeichnet worden.

Was meinen Sie, sollen Rundflüge mit historischen Maschinen über dem Stadtgebiet verboten werden? Diskutieren Sie mit, indem Sie die Kommentarfunktion unter diesem Artikel nutzen.

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