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Berlin: Letzter Vorhang für Radunskis Staatssekretär

Der gestern von Kulturstaatssekretär Lutz von Pufendorf angebotene "Rücktritt" ist der vorläufige Höhepunkt in dem seit langem schwer zerrütteten Verhältnis zu Kultursenator Peter Radunski (CDU). Pufendorf begründete seine überraschende Demissionsabsicht mit der Berufung von Bernd Wilms zum neuen Intendanten des Deutschen Theaters, die der Senator gegen den Willen und ohne Kenntnis des Staatssekretärs durchgesetzt hatte.

Der gestern von Kulturstaatssekretär Lutz von Pufendorf angebotene "Rücktritt" ist der vorläufige Höhepunkt in dem seit langem schwer zerrütteten Verhältnis zu Kultursenator Peter Radunski (CDU). Pufendorf begründete seine überraschende Demissionsabsicht mit der Berufung von Bernd Wilms zum neuen Intendanten des Deutschen Theaters, die der Senator gegen den Willen und ohne Kenntnis des Staatssekretärs durchgesetzt hatte.

In der Verwaltung haben sich nach Aussagen von Beobachtern gestern vormittag nach dem Bekanntwerden der Intendanten-Auswahl turbulente Szenen abgespielt. Pufendorf habe sich wutentbrannt in seinem Büro verschanzt, um sein Rücktrittsschreiben zu formulieren. Für den Abend war ein Gespräch mit dem Senator vorgesehen. Am Wochenende wird sich Pufendorf mit dem Regierenden Bürgermeister treffen. Senatssprecher Michael-Andreas Butz sagte zunächst, er gehe davon aus, daß Pufendorf "seine Aufgaben weiterhin loyal ausführen werde". Ein offizielles Schreiben sei beim Regierenden Bürgermeister nicht eingetroffen. Offenbar habe es eine "Reihe von Mißverständnissen" gegeben. Bei einem "Rücktritt" müßte Pufendorf auf sein Übergangsgeld verzichten. Anders die Situation, wenn ihn der Senator in den einstweiligen Ruhestand versetzen würde.

Pufendorf galt bereits bei seiner Reaktivierung vor zwei Jahren als eine Notlösung. Radunski hatte ursprünglich den Kultur- und Architekturexperten Bernhard Schneider für den Posten favorisiert, konnte sich aber beim Koalitionspartner SPD nicht durchsetzen. Die SPD wollte eine "preiswerte Staatssekretärs-Lösung", als sich Radunski in seinem Kultur-/Wissenschaftsressort überlastet fühlte. Pufendorf, der unter Kultursenator Volker Hassemer (CDU) bis 1989 Staatssekretär war und ein Ruhegehalt bezog, wurde von Eberhard Diepgen um Rückkehr gebeten. Die Reaktivierung kam für den Landeshaushalt einige Tausend Mark monatlich günstiger als die Berufung eines neuen Kandidaten.

Pufendorf konnte sich in den letzten zwei Jahren nicht den Ruf eines begehrten Ansprechpartners im Kulturbetrieb erarbeiten. Und das, obwohl seine Reaktivierung vom damaligen Präsidenten der Akademie der Künste, Walter Jens, noch begrüßt worden war und Pufendorf in den ersten Monaten durchaus für eine gute Besetzung gehalten wurde. In der Kulturverwaltung wird angemerkt, daß Pufendorf wenig Entscheidungsfreude gezeigt habe und die Arbeit des Senators eher behinderte als ihr förderlich zu sein. So auch bei der aktuellen Personalauswahl für das Deutsche Theater, bei der Pufendorf versucht haben soll, hinter des Senators Rücken seinen Wunschkandidaten Dieter Dorn durchzudrücken. Pufendorf argumentierte, er sei noch in der letzten im Auftrag des Senators zu Verhandlungen mit Dorn zusammengetroffen. In CDU-Kreisen wurde ein Abgang des Staatssekretärs als "kein Verlust für die Stadt" bezeichnet.

Größtes Aufsehen erlangte Pufendorf durch den Unfall seines Sohnes mit seinem Senatsdienstwagen. Im April vergangenen Jahres hatte der 21jährige ein anderes Fahrzeug beschädigt und Fahrerflucht begangen. Er gab an, von dem Unfall nichts bemerkt zu haben. Der Sohn erhielt einen Strafbefehl über 900 Mark. Die Kulturverwaltung leitete disziplinarrechtliche Vorermittlungen gegen ihren Staatssekretär ein, die aber im Sande verliefen.

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