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Berlin: Licht nach Laune

Eve-Marie Tokacsy fertigt Kerzen nach den Ideen der Kunden – und verkauft manchmal auch Möbel dazu

Kerzen brachten ihr die Erleuchtung. Mit ihrer Mutter fuhr Eve-Marie Tokacsy durch ein thüringisches Städtchen und entdeckte das Schild „Fabrikverkauf“. Minuten später fand sie sich in langen Korridoren wieder, die voll waren mit Kerzen. Da stellte sie sich wieder ihre drei Fragen: Welche Beschäftigung würde mir gefallen? Welche Geschäftsidee gibt es noch nicht? Was kann ich? Und Kerzen hatten die 52-Jährige schon immer fasziniert. Sie hatten ihre Wohnung in Budapest in herrlich schummriges Licht getaucht. So wurde Eve-Marie Tokacsy Kerzen-Gestalterin.

Ihr Abitur hat sie in Budapest gemacht und später ungarische Sprache und Literatur studiert. Ende der Siebziger zog sie an die Spree, weil die Humboldt-Universität einen Lehrstuhl für Hungarologie einrichten wollte. Der Lehrstuhl kam nie zustande und doch blieb Eve-Marie in Berlin. Als Dolmetscherin saß sie in Konferenzen, arbeitete im Klärwerk und in Großbäckereien. „Ich habe immer nach Jobs gesucht, die Spaß machen. Und ich liebe die Abwechslung.“

Sie studierte noch einmal und wurde Marketing-Fachwirtin. Im Verein „Frauenkulturprojekte“ betreute sie junge Künstler, organisierte bei der „Kreuzberger Musikalischen Aktion“ den „Kinderkarneval der Kulturen“. Nebenbei schloss sie ihren dritten Studiengang ab: Grafikdesign. Und wurde, nach Thüringen, doch lieber Kerzen-Dekorateurin. „Meine Mutter hat sehr ungläubig geguckt, als ich in dieser Fabrik sagte: Das isses.“ Immerhin zog ihre gesamte Familie mit, der Partner und drei Kinder.

Seit Mai gibt es den „Kerzenkeller“. Dort verschönert Eve-Marie Tokacsy die Kerzenrohlinge aus Thüringen. Es riecht nach Wachs. Allein das Licht der brennenden Dochte heizt den Raum. Kunden können hier ihre Wunschkerze ordern – eine Marktlücke. Zum Geburtstag der alten Dame fertigt Eve-Marie einen Stumpen mit der Zahl 99, eine bemalte Pyramidenkerze für eine Dresdener Opernsängerin. Das alles geschieht in ihrer Werkstatt, einem klitzekleinen Zimmer direkt neben dem Verkaufsraum. Wer das richtige Ambiente zur eben bestellten Kerze sucht: Kaufen kann man auch die Möblierung des Geschäfts, Stücke, die ein Restaurator beisteuert. Die Gründerzeitküche zum Beispiel ist sofort weggegangen – samt Kerzen. Da hat Eve-Marie fast geweint vor Trennungsschmerz. „Man muss eben lieben, was man tut“, sagt sie und drapiert schnell ein paar Lieblingsstücke im Fenster.

Sie wollen unter Anleitung Kerzen bemalen oder bekleben? Kommen Sie zu einem der Workshops von Eve-Marie Takacsy.

Termine: Mo, 20. Dezember, 11-13 Uhr und 15-17 Uhr (je max. 5 Personen). Kosten: 4 Euro inkl. Material für Verzierung (Kerze extra, ab 30 Cent aufwärts).

Anm. Die, 14. Dezember, 14-20 Uhr, Tel.

24342412.

Katrin Salié

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