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Berlin: Lichtblick im Paragrafen-Dschungel

Berliner Stiftung zahlt 100000 Euro an Unternehmer, die erfolgreich gegen Überregulierung angehen

Mit einem ungewöhnlichen Unternehmerpreis will die Berliner Werner-Bonhoff-Stiftung die Debatte um Entbürokratisierung voranbringen. Die Stiftung will die stolze Summe von 100000 Euro an ein Unternehmen auszahlen, das „eklatante Fälle von Überregulierung erfolgreich gemeistert und bürokratische Hemmnisse einfallsreich legal überwunden hat“, heißt es in der Ausschreibung. Vor allem neu gegründete Firmen will die Stiftung damit in der Aufbauphase unterstützen.

„Viele Unternehmer in Deutschland klagen über zu viel Bürokratie“, sagt Hans-Günter Lind, Sprecher der Werner-Bonhoff-Stiftung. „Und die Politik verspricht regelmäßig, Bürokratie abbauen zu wollen. Wir wollen die Debatte versachlichen und herausfinden, welche Probleme Unternehmensgründer wirklich haben.“ Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes soll das Institut für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Humboldt-Universität darüber befinden, wer die Auszeichnung verdient.

Keine leicht Aufgabe, hat Institutsdirektor Lutz Haegert festgestellt. „Oft sind es ja nicht die gesetzlichen Vorschriften, die die Unternehmen einengen, sondern deren Anwendung durch die Behörden“, sagt Haegert. Bei den bisher vorliegenden Bewerbungen für den Preis sei nicht immer zu klären, ob das Einlenken einer Behörde auf das kreative Engagement des Unternehmers zurückzuführen sei oder ob das Amt selbst eine Entscheidung revidiert habe. „Wir sind selber gespannt, wie sich das Projekt entwickelt, denn einen Preis in dieser Form gibt es so noch nicht“, sagt Stiftungssprecher Lind.

Die Werner-Bonhoff-Stiftung wird aus dem Nachlass des 2000 verstorbenen Namensgebers finanziert. Die Mutter und Alleinerbin des Berliner Mode- und Immobilienunternehmers gründete die Stiftung im Jahr 2001. Ihr Hauptzweck ist die Förderung der Berufsausbildung für den kaufmännischen Einzelhandel. „Werner Bonhoff war ein typischer Unternehmer, äußerst dynamisch, ehrgeizig und kreativ, mit Mut zum Risiko und stets von einer inneren Unruhe befallen“, heißt es bei der Stiftung. Daher passe auch der Preis wider den Paragrafendschungel zu seinem Erbe.

Im Kuratorium der Stiftung sitzen Berliner Unternehmer wie Christian Grün, Mitinhaber der Weberbank, oder Peter Dussmann, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Letzterer wurde selbst durch den Kampf gegen Vorschriften bekannt: Sein Kulturkaufhaus widersetzt sich seit Jahren erfolgreich dem Ladenschlussgesetz.

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